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EBV-Meningoenzephalitis 1 Jahr nach Nierentransplantation – eine interdisziplinäre diagnostische Herausforderung
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Published: | April 23, 2012 |
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Einleitung: Wir berichten über eine 70jährige Patientin, bei der wir 02/2010 eine isolierte Nierentransplantation im Rahmen des ESP-Programmes durchgeführt haben. Die terminale Niereninsuffizienz bestand aufgrund einer fokal segmentalen Glomerulosklerose, die Dialysedauer betrug 5 Jahre. Das erste Jahr nach Transplantation verlief unauffällig, die Patientin erhielt die Standardimmunsuppression mit Steroid, Tacrolimus und MMF. 01/2011 stellte die Patientin sich notfallmäßig mit Nausea, Emesis und einer unspez. Allgemeinzustandsminderung in unserem Zentrum vor. Die Transplantatfunktion war stabil, sämtliche Laborparameter befanden sich im Referenzbereich. Aufgrund einer progredienten Vigilanzminderung mit gelegentlicher Desorientiertheit führten wir ein Schädel-MRT durch mit unauffälligem Befund. Es erfolgte schließlich eine Lumbalpunktion durch die Neurologische Klinik mit EBV-Nachweis im Liquor, durch die weitere serologische Diagnostik bestätigte sich die intrathekale EBV-Antikörperproduktion. Wir initiierten eine antivirale Therapie mit Ganciclovir und Valganciclovir. Es kam zu einer raschen Beschwerdebesserung, die neurologische Symptomatik war nach einigen Tagen nicht mehr nachweisbar.
Schlussfolgerung: Die EBV-Meningoencephalitis ist in der Literatur auf Einzelfallberichte beschränkt. Infektionen gehören insbesondere im ersten Jahr nach Organtransplantation zu den häufigsten Komplikationen. Es gehört zu den Herausforderungen jedes Transplantationszentrums auch seltene Erreger in differentialdiagnostische Überlegungen einzubeziehen, oftmals sind enge interdisziplinäre Anstrengungen zur Diagnosestellung erforderlich.