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3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

23.02. - 25.02.2012, Hannover

Peripherphysiologische Korrelate körperbezogener Reize bei Frauen mit und ohne Essstörungsrisiko

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Cornelia Herbert - Lehrstuhl für Psychologie I, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Katharina Günther - Lehrstuhl für Psychologie I, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Andrea Kübler - Lehrstuhl für Psychologie I, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Claus Vögele - Research Unit INSIDE, Universität Luxemburg, Luxemburg, Luxemburg

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Hannover, 23.-25.02.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgess026

doi: 10.3205/12dgess026, urn:nbn:de:0183-12dgess0264

Published: February 8, 2012

© 2012 Herbert et al.
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Hintergrund: Körperschemastörungen gehen mit Veränderungen in der Wahrnehmung und der kognitiven Bewertung des eigenen Körpers einher und spielen bei Essstörungen eine zentrale Rolle. Junge Frauen, die an Anorexia Nervosa oder Bulimia Nervosa erkranken, reagieren mit einer verstärkten Abneigung auf ihren Körper und nehmen bestimmte Körperteile, wie Oberschenkel, Bauch oder Hüften, als zu dick und hässlich wahr. Frauen mit einer Essstörung oder mit einem erhöhten Essstörungsrisiko zeigen während der Darbietung körperbezogener Reize (z.B. körperbezogenen Wörtern) zudem eine verstärkte Aktivierung in Hirnstrukturen wie der Amygdala und dem medialen präfrontalen Kortex [1], [2].

Methodik: Ausgehend von diesen Befunden wurde in der vorliegenden Studie in einem Schreckreflexparadigma überprüft, ob eine erhöhte Defensivreaktion auf körperbezogene Informationen (körperbezogene Wörter) bei jungen Frauen (N=42; Alter: 23,2 Jahre) in Abhängigkeit des Essstörungsrisikos zu beobachten ist.

Ergebnisse: Die Ergebnisse belegen signifikante Korrelationen zwischen der Ausprägung der Schreckreaktion auf körperbezogene Worte und dem mittels Fragebögen erfassten Essstörungsrisiko. Zudem führte die Konfrontation mit körperbezogenen Wörtern im Gegensatz zu der Darbietung neutraler Wörter bei allen Frauen zu einer stärkeren Herzratendezeleration. Auch in den subjektiven Beurteilungen fanden sich signifikante Zusammenhänge zwischen der wahrgenommenen Emotionalität und Intensität (Arousal) der dargebotenen körperbezogenen Reize und dem Essstörungsrisiko der Probandinnen.

Diskussion: Zusammengenommen demonstrieren unsere Ergebnisse, dass Veränderungen in der mentalen Repräsentation körperbezogener Reize bei jungen Frauen mit erhöhtem Essstörungsrisiko zu beobachten sind und sich neben Veränderungen in der subjektiven Bewertung insbesondere in motivational relevanten peripherphysiologischen Maßen widerspiegeln, die in zukünftigen Untersuchungen prognostisch genützt werden können, um pathologische Veränderungen im Körperbild junger Frauen bereits vor Erkrankungsbeginn zu identifizieren.


Literatur

1.
Miyake Y, Okamoto Y, Onoda K, Shirao N, Okamoto Y, Otagaki Y, Yamawaki S. Neural processing of negative word stimuli concerning body image in patients with eating disorders: an fMRI study. Neuroimage. 2010;50(3):1333-9.
2.
Shirao N, Okamoto Y, Okada G, Okamoto Y, Yamawaki S. Temporomesial activation in young females associated with unpleasant words concerning body image. Neuropsychobiology. 2003;48(3):136-42.