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53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

11.10. - 13.10.2012, Lübeck

Bietet der Einsatz von adrenalinhaltigen Lokalanästhetika bei ambulanten handchirurgischen Eingriffen Vorteile?

Meeting Abstract

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  • author presenting/speaker Bernd von Maydell - Malteserkrankenhaus Bonn/Rhein-Sieg, Handchirurgie, Bonn, Deutschland
  • Martin Richter

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Lübeck, 11.-13.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgh84

doi: 10.3205/12dgh84, urn:nbn:de:0183-12dgh841

Published: October 9, 2012

© 2012 von Maydell et al.
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Fragestellung: Der Einsatz von lokalem Betäubungsmittel mit Adrenalinzusatz wurde lange Zeit als obsolet betrachtet, bietet jedoch die Möglichkeit, ambulante handchirurgische Operationen ohne Blutsperre und dadurch mit vermeintlich höherem Patientenkomfort durchzuführen. In der prospektiven Studie wurde überprüft, ob diese Annahme gerechtfertigt erscheint und ob Operationsdauer und -erfolgsraten die Anwendung der „Wide Awake“-Technik rechtfertigen.

Methodik: Patienten, die am Karpaltunnelsyndrom (KTS) oder an einer Tendovaginitis stenosans (TVS) an den Fingern litten, wurden blockrandomisiert und – unter sonst gleichen Rahmenbedingungen – in lokaler Betäubung entweder mit oder ohne Zusatz von Adrenalin (1:100000) operiert. Operationsdauer und etwaige Komplikationen der nur von zwei unterschiedlichen erfahrenen Operateuren ausgeführten Eingriffe wurden protokolliert. Die Patienten (KTS: n=84, TVS: n=42) wurden gebeten, vier Tage nach der Operation den Schmerz bei der Injektion, die Situation der Operation insgesamt und ihre Angst vor einer erneuten Operation dieser Art in der Zukunft auf einer visuellen Analogskala (VAS) einzuschätzen.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Schnitt-Naht-Zeit war bei den Eingriffen ohne Blutleere geringfügig länger (KTS mit Blutleere 9,5 min, ohne Blutleere 11,0 min). Im Gegensatz zu der bei der Operation geäußerten hohen Zufriedenheit der Patienten in der Gruppe der mit Adrenalinzusatz operierten Patienten ergab sich bei der retrospektiven subjektiven Beurteilung kein wesentlicher Unterschied. In der Gruppe der ohne Blutleere operierten Patienten kam es in einem Fall zu einer unvollständigen Spaltung des Retinaculum flexorum.

Schlussfolgerung: Die Anwendung von lokalem Betäubungsmittel mit Adrenalinzusatz bietet bei ambulanten Eingriffen auf den ersten Blick einen erhöhten Patientenkomfort, der sich jedoch bei Objektivierung mit der VAS-Skala nicht nachweisen ließ. Bei vergleichbarer Erfolgsrate verlängerte sich die Eingriffsdauer nur geringfügig; demgegenüber steht der Vorteil der fehlenden zeitlichen Limitierung des Eingriffs (die normalerweise durch die für den Patienten unangenehme Blutsperre verursacht wird). Da der Situs nicht in allen Fällen vollständig bluttrocken ist und die Übersicht somit eingeschränkt sein kann, sollte der Verzicht auf die Blutleere dem erfahrenen Operateur vorbehalten bleiben.