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20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

19.04. - 21.04.2012, Mannheim

Verdacht auf eine latente Tuberkulose bei Z.n. intrabdominellem, granulierendem Tumor – eine diagnostische und therapeutische Herausforderung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Arndt Bigl - Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig, Leipzig
  • C. Gebauer - Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig, Leipzig
  • Steffi Mayer - Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie Leipzig, Leipzig
  • Holger Till - Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie Leipzig, Leipzig
  • U. Sack - Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin Universität Leipzig, Leipzig
  • Klaus Magdorf - . Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie u. Immunologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • Volker Schuster - Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig, Leipzig

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Mannheim, 19.-21.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgpi50

doi: 10.3205/12dgpi50, urn:nbn:de:0183-12dgpi501

Published: March 22, 2012

© 2012 Bigl et al.
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Text

Wir berichten über einen 16jährigen Jugendlichen, der sich initial in unserer kinderchirurgischen Ambulanz mit seit ca. 6 Monaten bestehenden Schmerzen im linken Unterbauch vorstellte. In der durchgeführten Abdomensonographie zeigte sich eine 5,7 x 2,5 x 2cm große dem linken M. iliopsoas aufliegende Raumforderung mit zentral leicht echogenem Anteil und kleiner Nekrose. Im MRT gleichlautender Befund. Laborchemisch keine erhöhten Entzündungsparameter. Deshalb Indikation zur diagnostischen Laparoskopie. Intraoperativ zeigte sich eine derbe Raumforderung ohne Infiltration der Umgebung, die über eine Unterbauchlaparotomie in-toto entfernt wurde. Postoperativ unauffälliger Verlauf. In der Histologie zeigte sich ein chronisch-granulierender Tumor mit fibrotischen und nekrotischen Anteilen, sowie Zeichen einer hämorrhagischen Entzündung. In der danach erfolgten Tuberkulosediagnostik zeigte sich ein positiver Elispot. Kein Nachweis von spezifischen und unspezifischen Erregern in der Blutkultur und im intraoperativen Abstrich. Eine TB-PCR wurde nicht durchgeführt. Weiterhin unauffälliger Rö-Thorax und normwertige Infektionsparameter. Klinisch komplett regrediente Beschwerdesymptomatik, sehr guter Allgemeinzustand und normale Leistungsfähigkeit des Patienten. Zur weiteren Abklärung erfolgte die Anbindung an unsere infektiologische Sprechstunde. Der hier durchgeführte zweite Elispot war erneut positiv. Der zusätzlich durchgeführte Intrakutantest nach Mendel-Mantoux ergab eine negative Reaktion. Der Patient war postpartum BCG geimpft, allerdings bereits 16 Jahre alt. Bei unauffälliger Klinik entschieden wir uns nach Rücksprache mit unserer Immunologie sowie externen Experten des Deutsche Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulosefür ein abwartendes Verhalten in Bezug auf eine antituberkulotische Chemotherapie und vereinbarten eine weitere Kontrolle des Elispot im Abstand von 6 Wochen. Dieser fiel erneut positiv aus. Da eine latente Tuberkulose nicht sicher ausgeschlossen werden konnte, entschieden wir uns dem Patienten eine präventive Chemotherapie lt. den DGPI Richtlinien (INH + RMP) zu empfehlen.

Dieser Fall zeigt, dass es trotz moderner Tuberkulosediagnostik nicht immer gelingt eine eindeutige und sichere Diagnose zu stellen. Im vorliegenden Fall kann bei negativem Tuberkulinhauttest, fehlendem Erregernachweis und nicht ganz klarer Histologie trotz des positiven Elispot nicht mit letztendlicher Sicherheit von einer wirklichen latenten Tuberkuloseinfektion ausgegangen werden. Da auch einige atypischen Mycobakterien (M. kansasii, M. marinum, M. szulgai, M. gordonae, M. flavescens) durch einen Elispot detektiert werden können, könnte ebenso eine MOTT-Infektion Ursache des positiven Elispot sein. Aus diesen Befunden eine langwierige, antituberkulotische Therapie abzuleiten ist schwierig und den Eltern nicht einfach zu vermitteln. Im vorliegenden Fall erschien uns eine präventive Chemotherapie die adäquateste Antwort auf die diagnostische Problematik zu sein. Hier zeigt sich die Wichtigkeit einer guten interdisziplinären Zusammenarbeit und Diskussion, um eine korrekte Diagnose stellen zu können und um bei unklarer Befundlage eine gemeinsame, vertretbare Therapieempfehlung für den Patienten zu geben.