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Ist das ELS-Protokoll adäquat nach einer stimmverbessernden Operation der einseitigen Kehlkopflähmung?
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Published: | September 6, 2012 |
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Zusammenfassung
Hintergrund: Das ELS-Protokoll war als Konsensus einer Experten-Kommission eine Kompromisslösung, die nicht auf spezielle Krankheitsbilder bezogen war. Insbesondere die Schwingungsanalyse mittels Stroboskopie stößt an ihre Grenzen, wenn die irreguläre Komponente zu groß ist. Die im ELS-Protokoll vorgesehene Stroboskopie ist gerade im Fall der einseitigen Stimmbandlähmung nicht genügend aussagekräftig. Ziel der vorgestellten Studie ist die Optimierung des ELS-Protokolls zur Evaluierung der stimmverbessernden Operation bei einseitiger Stimmbandlähmung mittels Echtzeit-Videoendoskopie.
Material und Methoden: 15 Patienten mit einer Thyreoplastik Typ 1 nach Isshiki (mit individuell geformtem Silikonblock) wurden postoperativ mit Hilfe des Stimmdiagnostik-Protokolls der ELS ausgewertet. Alle Patienten wurden zusätzlich mittels Echtzeit-Videoendoskopie untersucht und mit anschließendem Phonovibrogramm (PVG) analysiert.
Ergebnisse: Beide bildgebende Verfahren (Stroboskopie, Echtzeit-Videoendoskopie), eingebettet in das ELS-Protokoll, zeigen eine Verbesserung der Stimmqualität nach der Thyreoplastik.
Diskussion: Auch mit dem optimierten Verfahren des ELS-Protokolls bestätigt sich, dass die Thyreoplastik Typ 1 zu einer besseren Stimmqualität führt.
Text
Einleitung und Hintergrund
Die Medialisierung der Glottis über einen äußeren Zugang, eingeführt in die klinische Praxis durch Payr (1915), feiert bald ihr 100-jähriges Bestehen als eine der ersten stimmverbessernden Operationen. Ziel dieses Eingriffs ist, dass man eine möglichst gute Stimme durch die Optimierung des Glottisschlusses erreicht. In der vorgestellten Studie soll überprüft werden, ob das Ergebnis dieser phonochirurgischen Operation genügend mit dem ELS-Protokoll dokumentiert werden kann. Es soll festgestellt werden, inwieweit wir mit Hilfe dieser Operation den Glottisschluss verbessern können und was dies für die Qualität der neu gebildeten Stimme bedeutet.
Material und Methode
Retrospektiv wurden 10 Patientenakten aus den Jahren 2002–2009 ausgewertet, die sich einer Thyreoplastik I nach Isshiki in unserer Abteilung unterzogen hatten. Als Standard wird hierbei ein individuell bearbeiteter Silikonblock als Implantat verwendet.
Die Studie umfasst insgesamt 5 Männer und 5 Frauen im Alter zwischen 32 und 68 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 54 Jahren. Die Ursachen der jeweiligen einseitigen Stimmlippenlähmung waren verschieden: Operation des Schwannoms am Hals, zervikale Bandscheiben-Operation, Operation des Vagus-Neurinoms, Schilddrüsen-Operation, Thorax-Operation, Operation eines KHBW-Meningeoms, Zustand nach einem grippalen Infekt und mehrfache Narkose nach Autounfall. In sieben Fällen handelte es sich um die Parese der linken Stimmlippe, in drei Fällen um die Parese der rechten Stimmlippe. Der Zeitabstand von der Entstehung der Parese bis zur Thyreoplastik belief sich zwischen 1 und 6 Jahren (Durchschnitt: 1,6 Jahre). Die Position der gelähmten Stimmlippe war präoperativ sechsmal paramedian, zweimal intermediär und zweimal lateral. Die Mobilität der Gegenseite war zehnmal normal, jedoch bei sechs Patienten konnte eine geringe bis ausgeprägte Atrophie des M. vocalis mit Exkavation festgestellt werden.
Im Rahmen des ELS-Protokolls haben wir folgende Dimensionen untersucht: perzeptive Stimmklangbeurteilung (RBH), Videolaryngostroboskopie (Randkantenverschiebung, Symmetrie, Regularität, Glottisspalt, supraglottische Kontraktion) und aerodynamische Messungen (Tonhaltedauer).
Nach stimmverbessernder Operation wurde für die objektive Analyse der Stimmqualität eine Echtzeitvideountersuchung (HSE) durchgeführt, die Glottal Area Waveform (GAW) extrahiert und analysiert (Closing Quotient, Shimmer (%), Jitter (%))
Ergebnisse
Die Ergebnisse des ELS-Protokoll sind wie folgt:
Perzeption: RBH erstreckte sich präoperativ von H1B1R1–H3B3R3, postoperativ von H0B0R0–H3B3R2.
Videostroboskopie: Präoperativ war die Randkantenverschiebung einmal mittelgradig und neunmal aufgehoben. Die Symmetrie und Regularität waren immer mittelgradig oder hochgradig asymmetrisch bzw. irregulär. Der Glottisschluss war bei allen Patienten mittelgradig oder hochgradig unvollständig. Die Form des unvollständigen Glottisschlusses war achtmal ein durchgehender Spalt und zweimal spindelförmig. In neun Fällen lag eine geringe bis ausgeprägte supraglottische Kontraktion vor.
Postoperativ war die Randkantenverschiebung in drei Fällen normal, viermal gering bis mittelgradig vermindert und dreimal aufgehoben. Die Symmetrie war neunmal gering/mittelgradig asymmetrisch und einmal hochgradig asymmetrisch. Die Regularität war viermal normal und sechsmal gering/hochgradig irregulär. Der Glottisschluss war fünfmal komplett, fünfmal ergab sich eine dorsale Insuffizienz. Die supraglottische Kontraktion war in neun Fällen gering bis ausgeprägt.
Aerodynamik: Präoperativ war die Tonhaltedauer 3–10 Sekunden, postoperativ 9–17 Sekunden.
Die GAW Analyse der HSE Aufnahmen ist in Tabelle 1 [Tab. 1] festgehalten.
Diskussion
Es zeigte sich, dass das ELS-Protokoll bei unseren Patienten mit einseitiger Stimmlippenlähmung in der klinischen Routine anwendbar ist und genügend Basisinformation zur ersten Beurteilung der Stimmqualität liefert. Mittels HSI konnte objektiv eine Reduzierung von Perturbationseinflüssen nachgewiesen werden. Der Closing Quotient näherte sich Normalbefunden an.
Eine weitere Verbesserung der Stimmqualität erwarten wir uns durch speziellere Vorverarbeitung des Implantats und durch spezifische Korrektur der altersbedingten Veränderungen.
Literatur
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