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29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

21.09. - 23.09.2012, Bonn

Ergebnisqualität, Organisation und Selbsteinschätzung im UNHS

Poster

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  • corresponding author presenting/speaker Peter Matulat - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Antoinette am Zehnhoff-Dinnesen - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bonn, 21.-23.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgppP26

doi: 10.3205/12dgpp59, urn:nbn:de:0183-12dgpp592

Published: September 6, 2012

© 2012 Matulat et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung von Screenern bezüglich ihrer persönlichen Skills, der erlebten Unterstützung, der Organisation des Screenings und vorhandenen Screeningproblemen mit der Ergebnisqualität des Neugeborenenhörscreenings dieser Kliniken.

Material und Methoden: Dazu wurden Fragebögen von 348 Screenern aus 49 Kliniken mit Parametern aus den Jahresstatistiken dieser Kliniken (Anteil gemeldeter Kinder, Anteil kontrollbedürftiger Kinder, Anteil der vor dem 4. Tag gemessenen Kinder, primäres TEOAE- oder AABR-Screening, Anteil von Kindern und kontrollbedürftigen Kindern mit doppelt so vielen Messungen wie notwendig, Anzahl von übermittelten Kommentaren zu den Messungen sowie Anzahl von notwendigen Erinnerungsbriefen der Hörscreeningzentrale) korreliert.

Ergebnisse: Insgesamt zeigten sich überwiegend keine oder nur sehr geringe signifikante Zusammenhänge (r<0,2) zwischen den Ergebnisparametern und den Antworten im Fragebogen.

Die Einschätzung der eigenen Kompetenzen im Umgang mit der Technik, den Eltern und den Kindern erscheint unabhängig von der Ergebnisqualität. Screener, die sich gut durch Schulungen vorbereitet sehen (r=0,21), einen konkreten Ansprechpartner bei technischen Problemen haben (r=0,22) oder sich um die Screeningtätigkeit selbst bemüht haben (r=0,22), arbeiten tendenziell in Kliniken, die die Neugeborenen früher untersuchen.

In Kliniken mit mehr screenendem Personal wird später untersucht (r=0,26), der Anteil der vor dem 4. Tag gescreenten Kinder ist niedriger (r=–0,41) und es wird vermehrt ein primäres TEOAE-Screening durchgeführt (r=0,20). In Kliniken mit weniger Personal werden mehr Messungen pro Kind durchgeführt (r=–0,25). Kliniken mit längerer Erfahrung erfüllen das GBA-Kriterium eines Screenings vor dem 4. Tag weniger (r=–0,21) und setzen seltener ein primäres AABR-Screening ein (r=–0,27). Keine Zusammenhänge mit der Ergebnisqualität konnten mit den Fragen zu technischen und organisatorischen Screeningproblemen festgestellt werden.


Text

Einführung und Problemstellung

Im Qualitätsmanagement der Hörscreeningzentrale in Westfalen-Lippe werden neben einem Onlinebenchmarking der teilnehmenden Einsender [1] auf der Grundlage der statistischen Auswertungen der eingehenden Daten der Kliniken jährliche Befragungen der screenenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einsendenden Kliniken als Instrumente der präventiven und kundenbezogenen Qualitätssicherung durchgeführt [2]. Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, ob zwischen den in der Befragung geäußerten Selbsteinschätzungen des screenenden Personals, den organisatorischen Abläufen in den Abteilungen und der Ergebnisqualität des Neugeborenenhörscreenings Zusammenhänge bestehen.

Methode und Ergebnisse

Auf der Grundlage einer im letzten Jahr auf der DGPP-Tagung präsentierten Befragung aller 710 geschulten und zertifizierten Screener in allen 63 kooperierenden Krankenhäusern und den Ergebnisparametern der Geburtskliniken im Neugeborenenhörscreening für das Jahr 2010 wurde der Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung der Screener bezüglich ihrer persönlichen Skills, der erlebten Unterstützung, der Organisation des Screenings und vorhandenen Screeningproblemen mit der Ergebnisqualität des Neugeborenenhörscreenings dieser Kliniken untersucht.

Dazu wurden Fragebögen von 348 Screenern (Rücklaufquote 50,1%) aus 44 Kliniken (Rücklaufquote 69,8%) mit den folgenden Parametern aus den Jahresstatistiken dieser Kliniken korreliert:

  • Anteil gemeldeter Kinder
  • Anteil kontrollbedürftiger Kinder
  • Anteil der vor dem 4. Tag gemessenen Kinder
  • primäres TEOAE- oder AABR-Screening
  • Anteil von Kindern mit doppelt so vielen Messungen wie notwendig
  • Anteil von kontrollbedürftigen Kindern mit doppelt so vielen Messungen wie notwendig
  • Anzahl von übermittelten Kommentaren zu den Messungen
  • Anzahl von notwendigen Erinnerungsbriefen der Hörscreeningzentrale

Für die Auswertung wurde das Statistikprogramm IBM SPP20 eingesetzt.

Insgesamt zeigten sich überwiegend keine oder nur sehr geringe signifikante Zusammenhänge (r<0,2) zwischen den Ergebnisparametern und den Antworten im Fragebogen.

Die Einschätzung der eigenen Kompetenzen im Umgang mit der Technik, den Eltern und den Kindern ist unabhängig von den Parametern der Ergebnisqualität. Keine Zusammenhänge mit der Ergebnisqualität fanden wir auch mit den Fragen zu technischen und organisatorischen Screeningproblemen.

Geringe bis mäßige signifikante Zusammenhänge (p<0,05) fanden sich in folgenden Bereichen:

1.
Screener, die sich gut durch Schulungen vorbereitet sehen (r=0,21), einen konkreten Ansprechpartner bei technischen Problemen haben (r=0,22) oder sich um die Screeningtätigkeit selbst bemüht haben (r=0,22), arbeiten tendenziell in Kliniken, die die Neugeborenen früher (Anteil der vor dem 4. Tag gemessenen Kinder) untersuchen.
2.
In Kliniken mit mehr screenendem Personal wird später untersucht (r=0,26) und der der Anteil der vor dem 4. Tag gescreenten Kinder ist niedriger (r=–0,41). Auch wird in diesen Kliniken vermehrt ein zweistufiges Screening mit primärem TEOAE-Screening durchgeführt (r=0,20). In Kliniken mit weniger Personal werden mehr Messungen pro Kind durchgeführt (r=–0,25).
3.
Kliniken mit längerer Screeningerfahrung erfüllen das GBA-Kriterium eines Screenings vor dem 4. Tag weniger (r=–0,21) und setzen seltener ein primäres AABR-Screening ein (r=–0,27).

Diskussion

Entgegen der aus einer alleinigen Befragung [2] ableitbaren Forderung nach möglichst vielen geschulten und zertifizierten Screenern in jeder Klinik, relativiert sich dieser Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Blick auf die Screeningergebnisse. Sind weniger Personen am Screening beteiligt, so werden Neugeborene im Schnitt früher untersucht und damit die Kriterien der Kinderrichtlinie (vor dem 4. Lebenstag) häufiger erreicht. Dass dabei im Schnitt mehr Messungen durchgeführt werden, ohne dass sich Zusammenhänge zwischen der Anzahl der Screener und einer unnötigen Anzahl von Messungen finden lassen, lässt sich als höhere Gründlichkeit interpretieren.

Bei vorsichtiger Interpretation der Ergebnisse erscheint uns eine auch für Krankheits- und Urlaubssituationen ausreichende Anzahl von gut geschulten und motivierten Screenern der für die Screeningqualität eher zielbringende Ansatz.

Den höheren Anteil an primären TEOAE-Screenings und die im Schnitt späteren Screeningzeitpunkte in Kliniken, die schon vor der verpflichtenden Einführung des Neugeborenenhörscreenings mit dem Screening begonnen haben, interpretieren wir als Hinweis darauf, das einmal eingeführte Abläufe sich nur erschwert verändern lassen.

Wir sehen trotz der eher schwachen Zusammenhänge in der Kombination von Befragung der Screener und Ergebnisparametern der Kliniken durchaus einen Gewinn an Erkenntnis.


Literatur

1.
Matulat P, Stroe S, am Zehnhoff-Dinnesen A. Qualitäts-Benchmarking für Geburtskliniken im Neugeborenenhörscreening. 27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) Aachen, 17.-19.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgppP02. DOI: 10.3205/10dgpp06 External link
2.
Matulat P, Depenbrock A, am Zehnhoff-Dinnesen A. Neugeborenenhörscreening - Einsenderbefragung als Instrument der Qualitätssicherung. 28. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Zürich, 09.-11.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgppP23. DOI: 10.3205/11dgpp74 External link