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43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

13.09. - 15.09.2012, Bremen

Daumenamputationen: ein retrospektiver Überblick über 158 Fälle in einer Handchirurgischen Klinik der Maximalversorgung zwischen 2004 und 2011

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker N. Drummer - Bergmannstrost Halle, Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • N. Steen - Bergmannstrost Halle, Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Bremen, 13.-15.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocFTIP03

doi: 10.3205/12dgpraec132, urn:nbn:de:0183-12dgpraec1320

Published: September 10, 2012

© 2012 Drummer et al.
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Einleitung: Der Daumen ist in seiner einzigartigen Funktion essentiell für grobe und feine Griffformen. Ein Verlust bedeutet große Einschränkungen für den Patienten. Ziel des retrospektiven Überblicks ist die Evaluation von replantierten/ revaskularisierten Daumen in unserer Klinik 2004 bis 2011 zur Therapieoptimierung.

Material und Methoden: In der Klinik für Plastische und Handchirurgie Halle Bergmannstrost wurden 2004 bis 2011 158 Patienten mit subtotaler (22%) und totaler (78%) Daumenamputation (41% Mehrfingerverletzung) primär behandelt. Davon waren 92% Männer und 8% Frauen. Die Daten wurden nach Unfallmechanismus, Höhe der Amputation und postoperativer Behandlung gefiltert. Der Schwerpunkt wurde auf die Replantation/ Revaskularisierung und Notwendigkeit einer sekundären Amputation sowie Anwendung rheologischer Maßnahmen gelegt.

Ergebnisse: Die Daumenamputation betraf zu 6% den MHK-, zu 51% den P1- und zu 43% den P2-Bereich. Beide Seiten waren gleichhäufig betroffen (links 47%, rechts 53%). Die Unfälle ereigneten sich zu 67% im privaten Bereich und zu 33% im Beruf.

Die Unfallursachen waren bei 60 % (Kreissägen-) Sägen, 18% Quetschungen, 12% Axthiebe/ Scheren, 6% Avulsionen und Explosionen und 4% Bohrer/ Fräsen.

Bei insgesamt 35 subtotalen Daumenamputationen erfolgte in 57% eine Revaskularisierung. Eine sekundäre Daumenamputation war in 4 Fällen (20% der revaskularisierten Anteile) notwendig. Bei den 123 totalen Daumenamputationen konnte in 25% replantiert werden. Eine sekundäre Amputation war in 15 Fällen (48% der replantierten Anteile) nötig.

Bei den Sägenverletzungen war bei 47% nur der Daumen (24% subtotale, 76% totale Amputationen), bei 53% 2–5 Finger beteiligt. Sekundäre Amputationen erfolgten an 10 Daumen (Überlebensrate aller replantierter/ revaskularisierter Daumen 64%).

Durch Quetschungen war in 67% allein der Daumen (31% subtotale, 64% totale Amputationen), bei 31% 2-5 Finger betroffen. An 6 Daumen erfolgte eine sekundäre Amputationen (Überlebensrate aller replantierter/ revaskularisierter Daumen 45%).

Äxte/ Scheren betrafen zu 84% nur den Daumen (16% subtotale, 84% totale Amputationen), 3 Fälle mit 4-5 Fingern. Nur an 3 Daumen wurden sekundäre Amputationen nötig (Überlebensrate aller replantierter/ revaskularisierter Daumen 57%).

Postoperativ wurden in 74% rheologische Maßnahmen mit HAES/ Heparin angewandt.

Schlussfolgerung: Insgesamt zeigt sich eine niedrige Replantationsrate. Dies steht in Zusammenhang mit den ausgeprägten Traumata und der damit verbundenen starken Gewebezerstörung, die oft eine Replantation nicht ermöglicht. Diese Traumata (grobe Sägeblätter, Quetschungen) sind der Industriestruktur mit vermehrt verarbeitendem Gewerbe (u.a. traditionelle Maschinen-, Fahrzeug- und Anlagenbau) als regionales Spezifikum geschuldet.

Eine Revaskularisierung/ Replantation sollte stets angestrebt werden. Hierbei sollte jedoch auch der funktionelle Nutzen beachtet werden. Bei Daumenverlust muss im Verlauf kritisch über eine Daumenrekonstruktion (Distraktion, Pollizisation, Zehentransfers) und auch prothetische Versorgung entschieden werden. Hierbei sollten berufliche und soziale Aspekte, wie z.B. schwere der manuellen Tätigkeit und Hobbys des Patienten, berücksichtigt werden. Bei proximalem oder vollständigem Verlustes eines Daumens sollte frühzeitig ein intensives ergo- und physiotherapeutisches Training auch der kontralateralen Hand sowie in jedem Fall eine Stumpfabhärtung und Anpassung von Hilfsmitteln erfolgen.