Article
Experiment und Realität – Experimentelle Testung und klinische Anwendung der navigierten Transiliosakralverschraubung im Vergleich
Search Medline for
Authors
Published: | October 2, 2012 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Zunehmend werden navigationsgestützte Operationsverfahren in der Unfallchirurgie durchgeführt. Mit der Einführung der intraoperativen 3D-Bildgebung konnte in eigenen experimentellen Studien die Präzision der navigierten transiliosakralen Schraubentransfixation (TISV) trotz schlechter Knochenqualität im Vergleich zu nicht navigationsgestützten Verfahren erhöht werden. In dieser Arbeit wurden die experimentell erhobenen Daten mit denen aus einer retrospektiven und prospektiven klinischen Studie hinsichtlich Präzision, Strahlenbelastung und Operationszeit verglichen.
Methodik: Experiment: Nicht navigationsgestützt (Gruppe I) wurden 18 Schrauben und 3D-navigationsgestützt (Gruppe II) 15 Schrauben platziert. Ein Op-Team führte die Operationen nach definierten Standards in allen Gruppen durch. Die Experiment wurde im Sinne eines "Black-Box" Versuches durchgeführt.
Klinik: Retrospektiv wurden die Daten von 131 nicht navigationsgestützt (Gruppe III) zwischen 2006 und 2009 ausgewertet. Zudem wurden 28 3D-navigationsgestützt eingebrachte Schrauben (Gruppe IV) ab 2010 prospektiv erfasst.
Daten: Es wurde die Fehllage der Schrauben hinsichtlich der Lage zu den Neuroforamina mittels CT bestimmt. Als Fehllage zählte jede Schraube, die mit mehr als der Hälfte des Durchmessers das Neuroforamen perforierte. Weiterhin wurden die Op-Zeit und die Strahlenbelastung, definiert von den ersten orientierenden Aufnahmen bis zum Abschlussröntgen, anhand des Flächendosisprodukts gemessen.
Ergebnisse: Perforation und Präzision: 7 (30%) Schrauben lagen in Gruppe I und 2 (17%) in Gruppe II fehl (p<0,05).
In der Gruppe III wurden 24 (18%) Schrauben und in der Gruppe IV 2 (7%) Schrauben fehlplatziert.
Die experimentellen und klinischen Ergebnisse unterschieden sich nicht signifikant voneinander (p>0,05).
Strahlenbelastung: Im Experiment wurden signifikante Unterschiede bei durchschnittlich 16 cGy/cm2 in Gruppe I und in Gruppe II 80 cGy/cm2 pro Schraube gemessen (p<0,05).
In der klinischen Anwendung konnte dieser Unterschied nicht festgestellt werden. In Gruppe III wurden durchschnittlich 753 cGy/cm2 und in Gruppe IV 884 cGy/cm2 pro Schraube dokumentiert. Jedoch zeigte sich, dass die Strahlenbelastung in der klinischen Anwendung signifikant höher war, als im Experiment gemessen (p<0,05).
OP Zeit: Experimentell wurde durchschnittlich in Gruppe I (5,7 min) signifikant weniger Op-Zeit benötigt als in Gruppe II (7,7 min) (p<0,05). Die klinische Anwendung zeigte diesen signifikanten Unterschied nicht mehr (Gruppe III 32 min; Gruppe IV 29 min)
Experimentell wurden signifikant geringere Op-Zeiten dokumentiert als in der klinischen Anwendung (p<0,05).
Schlussfolgerung: Die 3D-Navigation konnte die Erwartungen der Vorversuche bisher bestätigen. Die experimentell gemessene, hohe Strahlenbelastung konnte klinisch nicht nachgewiesen werden, jedoch sollte die Navigation bei jungen Patienten kritisch eingesetzt werden.