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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Die Heilung von Inzisionswunden nach lokalem Weichteiltrauma – eine intravitalmikroskopische Studie an der Maus

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nora V. Schmid - Universitätskliniken des Saarlandes, Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Homburg, Germany
  • Matthias Laschke - Universitätskliniken des Saarlandes, Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Homburg, Germany
  • Yves Harder - TU München Klinikum rechts der Isar, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, München, Germany
  • Michael Menger - Universitätskliniken des Saarlandes, Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Homburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocGR21-663

doi: 10.3205/12dkou505, urn:nbn:de:0183-12dkou5054

Published: October 2, 2012

© 2012 Schmid et al.
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Text

Fragestellung: Die verzögerte Wundheilung nach chirurgischen Eingriffen stellt ein klinisches Problem dar, das mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität von Patienten einhergeht. Nicht immer ist es bei Patienten, die einen Weichteilschaden aufweisen, möglich, Inzisionen und Nähte zum Wundverschluss auf ausschließlich gesundes Gewebe zu beschränken. Daraus ergibt sich oft eine verzögerte und unvollständige Wundheilung. Da fundierte Grundlagen zum Mechanismus der Wundheilung im traumatisierten Gewebe nur in unzureichendem Ausmaß vorliegen, war es Ziel der vorliegenden Studie, in einem in-vivo-Modell den Einfluss des vorangehenden Weichteilschadens auf die angiogenen und mikrovaskulären Prozesse in heilenden Inzisionswunden zu untersuchen.

Methodik: Bei 49 C57BL/6 Mäusen wurde eine Rückenhautkammer bestehend aus Haut, Muskel- und Unterhautfettgewebe präpariert. Das Gewebe wurde einem schweren mechanischen Trauma (450 J/m2) und anschließend einer Inzision (3mm) ausgesetzt. Die Wundrandadaption erfolgte mit Einzelknopfnähten(10-0 Prolene). Die Versuchsgruppen unterschieden sich im zeitlichen Abstand der Inzision zum Trauma: Tiere, die unmittelbar (n=7), 24h (n=6), sowie 3d (n=9) und 5d (n=7) nach Trauma einer Inzision ausgesetzt waren. Unverletzte Rückenhautkammern dienten als Kontrolle (n=5), ebenso nicht-traumatisierte Mäuse (n=8) und traumatisierte Tiere ohne Wunde (n=6). Danach erfolgte über 10 Tage die repetitive, intravitalmikroskopische Analyse (i) der Angiogenese, (ii) funktionellen Kapillardichte, (iii) der Inoskulation, (iv) des Blutflusses sowie (v) der Gewebenekrose im Wundgebiet.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Nach der Inzision konnte der Perfusionsabfall im Wundgebiet in allen Gruppen durch die Ausbildung von Angiogenese und Inoskulation der durchtrennten Venolen kompensiert werden. Während die Angiogenese im Heilungsverlauf einen kontinuierlichen Anstieg zeigte, wurde die initial nicht-perfundierte Fläche im Wundgebiet zunehmend kleiner. Die Inzision bewirkte in allen Gruppen eine angiogene Reaktion im OP-Gebiet. In Tieren, die der Inzision 24 h nach Trauma ausgesetzt waren, zeigte sich ein signifikant geringerer angiogener Prozess und unzureichende Reperfusion des nicht durchbluteten Areals. In 3 von 6 Mäusen dieser Gruppe zeigte sich eine unvollständige Wundheilung mit einer entzündlichen Umgebungsreaktion. Der Blutfluss aller inzidierten Gefäße war signifikant reduziert.

Das in der vorliegenden Studie etablierte Modell ermöglicht erstmals die repetitive in vivo Analyse der mikrozirkulatorischen Prozesse während der Heilung von Inzisionswunden im traumatisierten Gewebe. Die Studie zeigte, dass der initiale nutritive Perfusionsausfall im Wundgebiet durch kapillare Angiogenese im Heilungsverlauf kompensiert werden kann. Weiterhin sind durchtrennte Venolen, nicht jedoch Kapillaren und Arteriolen, dazu in der Lage, über Inoskulation reperfundiert zu werden. Eine Inzision 24 h nach Weichteiltrauma geht mit einer erhöhten Nekroserate und reaktiven Entzündungsreaktion einher.