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Das „Neue Credo“: Begleitete Eigeninitiative nach der Reha – Ein erfolgreiches Nachsorgekonzept?
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Published: | March 5, 2012 |
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Hintergrund: Mit dem „Neuen Credo“ [1] wurde eine patientenorientierte Nachsorgestrategie für Rehabilitanden mit chronischem Rückenschmerz (cRS) entwickelt, die -neben der Initialphase (stationäre Reha)- auf eine „begleitete“ Eigeninitiative der Rehabilitanden am Wohnort (Transferphase) fokussiert. Die Therapiebausteine der versorgungsnah entwickelten, komplexen Intervention (z.B. Handlungsplanung, Selbstbeobachtung, Dokumentation, Motivationsaufbau) beruhen auf modelltheoretischen Annahmen der Gesundheitspsychologie [2]. Ziel des vorgestellten Modellprojekts* war die Evaluation des Konzepts.
Methodik: : In Abhängigkeit verfügbarer Kooperationsbereitschaften wurde eine prospektive, kontrollierte, multizentrische Studie mit drei Messzeitpunkten (T0: Reha-Beginn, T1: Reha-Ende, T2: 12 Monate nach Reha-Ende) realisiert: Eingeschlossen wurden Rehabilitanden mit cRS (M51-M54, ICD-10). Die Teilnehmer der Interventionsgruppe (IG) erhielten das „Neue Credo“, die Probanden der Kontrollgruppe (KG) die leitliniengerechte Standardversorgung. Als primäre Zielkriterien galten Einschränkungen der Teilhabe (IMET, nach [3]), Anzahl der Einschränkungstage (Disability Days, nach [4]) sowie Funktionsbehinderungen im Alltag (FFbH-R, nach [5]). Neben mehrfaktoriellen Varianzanalysen mit Messwiederholung (MANOVA) wurden Effektstärken (Intergruppen-/ Intragruppen-ES) berechnet.
Ergebnisse: Zur Auswertung wurden 166 IG-Rehabilitanden (Drop Out 41%) und 368 KG-Probanden (Drop Out 31%) herangezogen (Completer-Analyse, Teilnahmequote 65%). Zu T2 ergaben sich – bei vergleichbarer Ausgangslage und nach Alpha-Adjustierung (Mehrfachtestung) – für zwei der drei Hauptzielkriterien (FFbH-R, IMET) signifikante Unterschiede zugunsten der IG.
Schlussfolgerungen: Für Rehabilitanden mit cRS trägt die Intervention gemäß des „Neuen Credo“ zur Verstetigung der Reha-Erfolge bei; der -innerhalb der Rehabilitationsforschung- häufig zitierte „Wanneneffekt“ [6] zeigt sich in weit geringerem Ausmaß. Dies wird auch durch die Ergebnisse zu den sekundären Outcomes bestätigt. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für die Wirksamkeit der komplexen Intervention; allerdings sind diese – angesichts des Studiendesigns – von begrenzter Sicherheit und im Rahmen eines RCT zu replizieren, um einen Kausalzusammenhang ableiten zu können. Welche Therapieelemente im Einzelnen wirksam sind bleibt unklar; es ist lediglich von einer „generellen“ Wirksamkeit auszugehen.
*Gefördert von der DRV Bund und dem BMBF.
Literatur
- 1.
- Deck R, Schramm S, Hüppe A. Begleitete Eigeninitiative nach der Reha („neues Credo“) – ein Erfolgsmodell? Rehabilitation. 2011;50:1-10.
- 2.
- Schwarzer R. Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Eine Einführung in die Gesundheitspsychologie. Göttingen: Hogrefe; 2004.
- 3.
- Deck R, Muche-Borowski C, Mittag O, et al. IMET – Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe. In: Bengel J, Wirtz M, Zwingmann C, eds. Diagnostische Verfahren in der Rehabilitation. Göttingen: Hogrefe; 2008. p. 372-4.
- 4.
- von Korff M, Ormel J, Keefe FJ, et al. Grading the severity of chronic pain. Pain. 1992;50:133-49.
- 5.
- Kohlmann T, Raspe H. Der Funktionsfragebogen Hannover zur alltagsnahen Diagnostik der Funktionsbeeinträchtigung durch Rückenschmerzen (FFbH-R). Rehabilitation. 1996;35:I-VIII.
- 6.
- Hüppe A, Raspe H. Zur Wirksamkeit von stationärer medizinischer Rehabilitation in Deutschland bei chronischen Rückenschmerzen: Aktualisierung und methodenkritische Diskussion einer Literaturübersicht. Rehabilitation. 1996;44:24-33.