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Gefahren der Selbsttherapie der akuten Rhinosinusitis am Beispiel einer Anwendung der Spritzgurke (Ecballium elaterium)
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Published: | April 4, 2012 |
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Einleitung: Die in allen Teilen giftige Spritzgurke gehört zur Gattung der Kürbisgewächse. Seit der Antike ist sie als Arzneimittelpflanze bekannt und noch heute als Therapeutikum in vielen mediterranen Ländern und Mittelamerika bei z.B. Sinusitis, Gelbsucht, Obstipation in Gebrauch. Sie enthält das Toxingemisch Elaterin mit dem Hauptbestandteil Cucurbitacin E. Dieses schädigt unspezifisch Leber, Niere, Herz, Lunge, Darm, Schleimhäute.
Kasuistik: Während des Notfalldienstes stellte sich ein 39-jähriger griechischstämmiger Mann vor. Er klagte über Herzrasen, Schwindel, Hypersalivation, Rhinorrhoe, Dyspnoe und Dysphagie, welche ca. zwei Stunden nach Eintropfen eines selbsthergestellten, unverdünnten Spritzgurkenfruchtsaftes in beide Nasenhaupthöhlen, zur Selbstbehandlung einer akuten Rhinosinusitis aufgetreten waren. Die HNO-ärztliche Untersuchung zeigte: Ödeme der Nasenmuscheln, des weichen Gaumens, der Valleculae; punktuelle Schleimhautnekrosen; pO2 97%; Herzfrequenz 107. Allergien oder Herzerkrankungen waren nicht bekannt. Unter der Annahme einer akuten Vergiftung mit Ecballium elaterium kontaktierten wir die Giftnotrufzentrale. Bei der unzureichenden Datenlage und mehreren Fallbeschreibungen mit Todesfolge bei nasaler Anwendung folgten wir der Empfehlung zur intensivmedizinischen Überwachung und antiödematöser Cortison-Therapie für drei Tage.
Schlussfolgerung: Der oben beschriebene Symptomkomplex nach nasaler Applikation von Spritzgurken-fruchtsaft spricht für eine akute Vergiftung. Aufgrund der geringfügigen Datenlage, beschriebenen Todesfällen und fehlendem Antidot sollte unbedingt eine intensivmedizinische Überwachung von mindestens drei Tagen unter Kreislaufmonitoring, Leber- und Nieren-wertkontrollen, antiödematöser Cortisonbehandlung und Intubationsbereitschaft erfolgen.