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Kindliche Sprechapraxie – Eine Falldarstellung
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Published: | April 4, 2012 |
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In der phoniatrisch-pädaudiologischen Abteilung der HNO-Universitätsklinik Halle stellte sich ein sechsjähriges Mädchen mit bekannter Sprachentwicklungsstörung und allgemeiner Entwicklungsverzögerung vor. Trotz seit zwei Jahren durchgeführter logopädischer Intervention und stationärer Sprachheil-Rehabilitation war es nur zu kleinschrittigen sprachlichen Fortschritten gekommen. Der produktive Wortschatz wird aktuell mit ca. 50 Wörtern angegeben.
Anamnestisch bestand eine Neugeborenensepsis. Die motorische Entwicklung verlief verzögert. Eine Haltungsschwäche, Übergelenkigkeit und hypotone Muskulatur wurden physio- und ergotherapeutisch behandelt. Die Familienanamnese war negativ.
In den Untersuchungsbefunden waren der HNO-Spiegelstatus sowie die periphere Hörleistung unauffällig. Im Sprech- und Sprachstatus zeigten sich ausgeprägte Defizite auf allen sprachlichen Ebenen sowie eine deutliche Diskrepanz zwischen perzeptivem und expressivem Wortschatz. Es bestand ein starkes Störungsbewusstsein. Ebenfalls bestanden Symptome einer bukkofazialen Apraxie bzw. oralen Dyspraxie. Die diadochokinetische Rate war auffällig. Die Prosodie ließ sich in der Untersuchungssituation nicht sicher überprüfen.
Bei der Diagnose Sprechapraxie handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Es bestehen Defizite bei der willkürlichen Planung und Programmierung der Sequenzierung von Sprechbewegungen. Es werden genetische, metabolische und neurologische Ursachen diskutiert. Anhand der o.g. auffälligen Symptome lässt sich bei dem Mädchen eine Sprechapraxie vermuten. Therapeutisch empfiehlt sich eine hochfrequente logopädische Therapie mit den Prinzipien nach Mc Guinnes oder TATKIN nach Birner-Janusch.