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31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013)

16.01. - 19.01.2013, Mayrhofen, Österreich

Des Herkules Tod: eine Kasuistik aus der griechischen Mythologie

Meeting Abstract

  • K. Kalousis - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Sektion Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Griechenland
  • E. Liodaki - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Sektion Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Griechenland
  • F. Siemers - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Plastische- und Handchirurgie und Brandverletztenzentrum, Halle, Deutschland
  • P. Mailänder - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Sektion Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Griechenland
  • M. Mironidou-Tzouveleki - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Sektion Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Griechenland; Aristoteles Universität Thessaloniki, 1. Institut für Pharmakologie, Thessaloniki, Griechenland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013). Mayrhofen, Österreich, 16.-19.01.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dav69

doi: 10.3205/13dav69, urn:nbn:de:0183-13dav697

Published: February 19, 2013

© 2013 Kalousis et al.
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Text

Einleitung: Herkules war der Sohn des Zeus und der Alkmene. Schon als Säugling zeigte er außergewöhnliche Kräfte, indem er zwei von Hera ins sein Gemach verschickte riesige Schlangen erwürgte. Sagenhaft sind seine zwölf „Arbeiten“, wodurch er die damalige Menschheit von belästigenden Monstern befreite.

Nach einem erfolgreichen Zweikampf heiratete er seine zweite Gattin, Deianeira, berühmt für ihre Schönheit.

Unsere Arbeit beschäftigt sich mit dem Tod des Helden infolge einer Verätzung nach Anziehen des sprichwörtlichen „Nessoshemdes“.

Material/Methode: Anhand Literaturquellen aus der antiken Welt wird Herkules Tod als eine der ersten Kasuistiken einer chemischen Verletzung präsentiert. Dabei wird versucht, Daten über seinen medizinischen Hintergrund zu erläutern.

Ergebnisse: Ausführliche Anamnese: Auf dem Rückweg in seine Heimat nach der Hochzeit mit Deianeira musste das Ehepaar einen Fluss durchqueren. Der Zentaur Nessos erbot sich, die Frau auf seinem Rücken auf die andere Seite zu tragen, versuchte aber anschließend sie zu entführen. Herkules schoss einen seiner Pfeile nach, die er ins Gift der Lernäischen Hydra getaucht hatte. Bevor der Zentaur starb, gab er Deianeira den Rat etwas von seinem Blut als Liebesfilter aufzubewahren.

Als später Herkules die jüngere Iole kennen lernte, tauchte seine eifersüchtige Gattin ein Untergewand ins Nessos Blut ein, mit der Hoffnung die verlorene Liebe zurück zu holen. Nachdem Herkules es übergeworfen hatte, befielen ihn unsägliche Schmerzen. Aufgrund der unerträglichen Schmerzen ließ er einen Scheiterhaufen errichten, um sich lebend zu verbrennen.

Medizinische Daten: Das Alter von Herkules wird auf 25–30 Jahre geschätzt. Der altgriechische Chiton wurde unmittelbar am Körper als Unterkleid getragen. Die Arme waren frei. Unter dieser Berücksichtigung erlitt Herkules eine Verätzung am Thorax, Abdomen und Rücken, wahrscheinlich auch am Gesäß und Genitalbereich. Alle verfügbaren Quellen berichten über stärkste Schmerzen; davon ist auszugehen, dass es um eine zweitgradige Verätzung handelte.

Die verätzte Oberfläche beträgt nach der Neuner-Regel 40–50%. Der ABSI-Score für den altgriechischen Hero wäre 8 Pukte, und somit die Verletzung mit einer Sterbewahrscheinlichkeit von 30–50% verbunden.

Diskussion: Das Ende Herkules ist eine der ersten Darstellungen eines Schwerbrandverletzten in der antiken Zeit.

In den griechischen Sagen wird es häufig übertrieben. Ein „Hero“ bedarf auch eines dramatischen Todes, seinen Taten entsprechend. Die Tatsache, dass so ein Mensch an einer Verätzung stirbt, zeigt, dass sie als sehr gravierende Verletzung galt.

Wie bei jeder Sage, handelt es beim Leben von Herkules nicht nur um ein Märchen. Durch kritische Betrachtung der Geschichte ist es oft möglich nützliche Informationen über die Denk- und Lebensweise eines Volks zu entziehen und manchmal auch objektive medizinische Daten herauszufiltern.