gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Biomorphometrische CT-Analyse zur transsakralen S1- und S2- Verschraubung des hinteren Beckenringes

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sophia Hillmann - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Ivan Marintschev - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Kajetan Klos - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Sascha Rausch - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Gunther O. Hofmann - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Halle (Saale), Jena, Germany
  • Florian Gras - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI36-262

doi: 10.3205/13dkou247, urn:nbn:de:0183-13dkou2477

Published: October 23, 2013

© 2013 Hillmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Fragestellung: Die iliosakrale Verschraubung ist ein etabliertes Verfahren zur Stabilisierung von instabilen dorsalen Beckenringverletzungen. Zwei Schraubenpositionen werden beschrieben: I. schräg iliosakral nach Matta, II. transversal transsakral. Der Vorteil der transversalen Verschraubung liegt in der Verwendung längerer Schrauben, wodurch die Frakturstabilität gesteigert und auch zentrale Sakrumfrakturen (Denis 3) versorgt werden können.

Das Ziel dieser Studie war die Bestimmung der sakralen Dysmorphierate, sowie der jeweiligen maximalen Durchmesser der transversalen Korridore von S1 und S2.

Methodik: 84 Polytrauma-CTs mit gesunden Becken (50% weiblich + 50% männlich, 18 bis 85 Jahre) wurden in einem standardisierten Verfahren mit Hilfe der Merlin Diagnostic Workcenter Software 3-dimensional vermessen.

Die statistische Auswertung erfolgte mittels IBM SPSS Statistics 20. Die Poweranalyse zur Studienplanung ergab eine Probengröße von 80 Patienten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 20 der 84 Becken hatten ein dysmorphes Sakrum ohne Nachweis eines transsakralen S1 Korridors. Der maximale Durchmesser des S1 Korridors der übrigen 64 Becken [Mittelwert±SE in mm] betrug 12,3±2,1 (Range 8,3.17,3) in der axialen und 11,1±2,4 (Range 6,2.16,2) in der koronaren Ebene. Die maximale Länge des S1 Korridors [Mittelwert±SE in mm] betrug 164±13. Ein horizontaler S2 Korridor konnte in allen Becken gefunden werden, aber nur in 52% der Fälle mit einem Durchmesser über 9mm. Der maximale Durchmesser des S2 Korridors aller Becken [Mittelwert±SE in mm] betrug 9,0±1,8mm (Range 5,0-14,2) in der axialen und 9,7±1,7 (Range 6,6-15,3) in der koronaren Ebene. Die maximale Länge des S2 Korridors [Mittelwert±SE in mm] betrug 142±10. Eine Korrelation dieser Werte mit Alter, Größe oder Gewicht des Patienten konnte nicht gefunden werden, jedoch zeigten sich signifikant größere S2 Korridore bei dysmorphen Sakren, sowie bei männlichen Personen.

Ein horizontaler Korridor wurde auf Höhe S1 bei 76% und auf Höhe S2 bei 100% der Patienten gefunden. Insgesamt wiesen somit 92% der Patienten wenigstens einen Korridor von mindestens 9mm Durchmesser für eine transsakrale Verschraubung auf. In 24% aller Becken können Schrauben im S1 Korridor aufgrund der dysmorphen Sakrumkonfiguration nur in der schrägen Matta Position platziert werden. Alternativ hierzu ist in 75% dieser Fälle jedoch eine transversale Schraubenpositionierung im kompensatorisch weiteren S2 Korridor möglich. Die Größe des S2 Korridors zeigte weiterhin eine Geschlechterabhängigkeit.

Zur Planung einer iliosakralen Verschraubung bei Beckenringverletzungen ist eine präoperative CT-Analyse zwingend erforderlich. In Abhängigkeit des Vorliegens einer Sakrumdysmorphie bzw. grenzwertiger transversaler Korridordurchmesser muss der Operateur entscheiden ob der Behandlungsplan beibehalten werden kann oder alternative Stabilisierungsverfahren (Verschraubung auf Höhe S2, lumbopelvine Abstützung, anteriore iliosakrale oder posteriore ilio-iliacale Plattenosteosynthese) zu bevorzugen sind.