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Präklinische Erstversorgung von Brandverletzten: Was ist evident, was ist Standard?
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Die präklinische Herangehensweise an Patienten mit großflächigen Verbrennungen bedeutet aufgrund der vergleichsweise niedrigen Inzidenz weiterhin große Herausforderungen. Zu den noch immer nicht ausreichenden evidenzbasierten Empfehlungen gehören: das Atemwegsmanagement, die Volumentherapie, Temperaturmanagement, Verbände und die Beurteilung der Kriterien zur Verlegung in ein Schwerbrandverletztenzentrum.
Das Ziel unserer Analyse ist der Vergleich zwischen der regionalen präklinischen Versorgung mit den derzeitigen Empfehlungen und noch wenig verfügbaren Evidenz.
Methodik: Auf Grundlage der vorhandenen Literatur wurde eine Medline Recherche von 1950 bis 2013 durchgeführt und für die wesentlichen Aspekte die verfügbare Evidenz herausgearbeitet. Diese Ergebnisse wurden mit dem Standardvorgehen auf Grundlage der Einsatz- und Schockraumprotokolle bewertet. Hierzu wurden die Behandlungsdaten von 300 Schwerbrandverletzten mit und ohne Begleitverletzungen mit mindestens 15% VKOF retrospektiv analysiert.
Ergebnisse: Der Behandlungszeitraum der 300 Patienten (74% männlich, 26% weiblich) erstreckte sich von 2008 bis 2012. 133 Patienten wurden sekundär in unser Zentrum verbracht. Häufigste Ursache waren Verbrennungen bzw. Verpuffungen bei häusliche Arbeiten (n=61) gefolgt von Verbrühungen (n=35) und Wohnungsbränden (n=35). Der Mittelwert der Verbrennung betrug 26,5% der VKOF. Die präklinisch verabreichte Volumenmenge war im Mittel 1528 ml - hauptsächlich Ringer Laktat Lösung (n=153). Vitalparameter wurden kontinuierlich nur bei 50% aller Patienten dokumentiert. Die Extubation präklinisch intubierter Patienten erfolgte in nahezu 50% aller Patienten innerhalb der ersten 48 Stunden. Mit dem Risiko für eine prognoserelevante Hypothermie korrelierten die präklinische Anästhesie und Ventilation, nicht jedoch die Kaltwassertherapie. 16 aller Patienten wurden im median 12,5 min präklinisch gekühlt. Die mittlere Verweildauer der Patienten betrug auf der Intensivstation 12 Tage und der insgesamt Klinikaufenthalt 28 Tage. 52 Patienten verstarben. 32 erlitten ein Inhalationstrauma. Burn Packs wurden nur einmal verwendet
Schlussfolgerung: Unsere retrospektive Analyse zeigte ein häufiges Abweichen von Standards und Empfehlungen. Die verschiedenen Aspekte der präklinischen Versorgung hatten einen Einfluss auf die Dauer der stationären Behandlung und auf das Behandlungsergebnis. Vor dem Hintergrund der Verbesserung der Evidenz müssen die Behandlungsdaten mit den Behandlungsergebnissen korreliert werden.
Essentiell verbleiben die rechtzeitige Diagnostik von Begleitverletzungen durch standardisierte Vorgehensweise, die Abklärung von Indikationskriterien für die präklinische Intubation und der strikte Wärmeerhalt gerade bei langen Transportzeiten. Eine "Faustformel" für die präklinische Flüssigkeitstherapie soll Unsicherheiten und Hyperhydratation vermeiden.