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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Zufriedenheit von Versicherten mit der Integrierten Versorgung Gesundes Kinzigtal – Ergebnisse der Baseline-Befragung einer Trendstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Achim Siegel - Universität Freiburg, Abt. f. Med. Soziologie, Freiburg, Germany
  • presenting/speaker Eva Zerpies - Universität Freiburg, Abt. f. Med. Soziologie, Freiburg, Germany
  • Monika Roth - Gesundes Kinzigtal GmbH, Haslach, Germany
  • Ulrich Stößel - Universität Freiburg, Abt. f. Med. Soziologie, Freiburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO2-4-07-248

doi: 10.3205/13dkvf217, urn:nbn:de:0183-13dkvf2173

Published: October 25, 2013

© 2013 Siegel et al.
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Text

Hintergrund: Seit 2006 besteht im südbadischen Kinzigtal ein integriertes Versorgungssystem, das von der Managementgesellschaft Gesundes Kinzigtal GmbH in Zusammenarbeit mit dem regionalen Ärztenetz und der AOK Baden-Württemberg und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (ehemals LKK Baden-Württemberg) gesteuert wird. Zu Beginn des Jahres 2013 waren rund 9.000 Versicherte der beiden Krankenkassen in die Integrierte Versorgung Gesundes Kinzigtal (IVGK) als Mitglieder eingeschrieben. Bereits in den Jahren 2007 bis 2009 wurden IVGK-Mitglieder im Rahmen einer dreiarmigen kontrollierten Kohortenstudie befragt; Hauptthemen der Befragung waren die Beteiligung der Patienten an Therapieentscheidungen und die Zufriedenheit der Patienten mit der ambulanten Versorgung [1]. Auf Basis einer deutlich gestiegenen Mitgliederzahl wurde im Jahr 2012 eine Trendstudie (GeKiM-Studie) begonnen, in der die Zufriedenheit der IVGK-Mitglieder mit verschiedenen Aspekten der Integrierten Versorgung detailliert erfragt wird. Im Vortrag werden ausgewählte Ergebnisse der Baseline-Befragung der GeKiM-Studie vorgestellt.

Methodik: Im Spätherbst 2012 wurde ein detaillierter, rund 60 Items umfassender Fragebogen an insgesamt 3038 IVGK-Mitglieder versandt. Erfragt wurden die Zufriedenheit mit dem behandelnden Arzt (Weisse-Liste-Ärzte-Fragebogen), die gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ-5D-3L, EQ-VAS), die Zufriedenheit mit Aspekten des integrierten Versorgungssystems (selbstentwickelte Items) und soziodemographische Daten. Es ist geplant, die Befragung in Form einer Trendstudie in regelmäßigen Zeitabständen zu wiederholen. Ein Bestandteil der Auswertung ist die arztbezogene Darstellung der Patientenzufriedenheit: Ärzte, die für IVGK-Mitglieder als "Ärzte des Vertrauens" fungieren, erhalten im Sinne eines Benchmarkings eine anonymisierte Rückmeldung darüber, wie sie von "ihren" Patienten bewertet wurden.

Ergebnisse: Die Baseline-Befragung erbrachte einen mäßigen Rücklauf: Von 3038 Fragebögen wurden 717 (23,6 %) anonym an das auswertende Institut zurückgeschickt. Ausgewertet werden konnten 658 (21,7 %) Fragebögen. 57 % der Antwortenden waren Frauen, 43 % Männer; das Durchschnittsalter lag bei 59 Jahren. Die Ärzte wurden von den Versicherten im Allgemeinen gut bis sehr gut bewertet; das größte Optimierungspotential sahen die Befragten im Schnitt bei den Wartezeiten in der Praxis, der Wartezeit auf einen Arzttermin, beim verfügbaren Platz im Wartebereich sowie der Frage, ob der Arzt sich regelmäßig nach der Verträglichkeit der verordneten Medikamente erkundigt. Für den Gesamteindruck, den ein Arzt auf Patienten macht, sind Aspekte der Arzt-Patienten-Kommunikation (z.B. "Der Arzt nimmt sich genug Zeit", "Der Arzt hört zu") deutlich wichtiger als Aspekte der Praxisorganisation (Gestaltung der Praxis und der Praxisräume, Wartezeiten). Seit der IVGK-Einschreibung fühlen sich 37 % der Befragten insgesamt "etwas" oder "deutlich besser betreut" als vorher, rund 56 % sehen keine Veränderung, knapp 1 % fühlt sich "etwas schlechter betreut" (6 % machten hierzu keine Angaben). 55 % der Befragten gaben an, im Vergleich zu vor der Einschreibung nun über ein größeres Wissen zu verfügen, wie sie sich gesund erhalten können. Deutlich mehr als 90 % der Befragten würden sich wieder in die IVGK einschreiben, wenn sie sich noch einmal entscheiden müssten.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Bewertungen der "Ärzte des Vertrauens" in der IVGK durch ihre Patienten auf Basis des Weisse-Liste-Ärzte-Fragebogens erscheinen gut bis sehr gut; es fehlen jedoch (noch) Daten, die einen aussagekräftigen Vergleich mit anderen Versorgungsregionen und/oder Versorgungssystemen ermöglichen. Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen die Erkenntnis, dass das Kommunikations¬verhalten eines Arztes das Gesamturteil der Patienten über einen Arzt stärker beeinflusst als Aspekte der Praxisorganisation.


Literatur

1.
Hölzel L, Vollmer M, Kriston L, Siegel A, Härter M. Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen in der Integrierten Versorgung Gesundes Kinzigtal: Ergebnisse einer kontrollierten Kohortenstudie. Bundesgesundheitsbl. 2012;55:1524-33.