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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Strategie zur Patientenaufklärung über randomisiert kontrollierte Studien am Beispiel der Deutschen Prostatakrebsstudie PREFERE – Ein Werkstattbericht

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Sylvia Sänger - Institut für Medizinische Psychologie, UKE, Hamburg, Deutschland
  • author Corinna Bergelt - Institut für Medizinische Psychologie, UKE, Hamburg, Deutschland
  • author Martin Härter - Institut für Medizinische Psychologie, UKE, Hamburg, Deutschland

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP123

doi: 10.3205/13ebm110, urn:nbn:de:0183-13ebm1105

Published: March 11, 2013

© 2013 Sänger et al.
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Hintergrund: Wesentliche Faktoren der Entscheidung von Patienten zur Teilnahme an randomisierten Studien sind das Vertrauen des Patienten in den Arzt [1], die Einstellung der Ärzte gegenüber klinischen Studien [2], [3], die Darstellung des Randomisierungsvorganges [4], [1], die Einstellung und das Informationsbedürfnis der Patienten [5], [6], [7], [8] und die Qualität der Informationen und Entscheidungshilfen [9].

Zielsetzung: PREFERE ist eine randomisiert kontrollierte, präferenzbasierte Studie, die für das lokal begrenzte PCA vier in der S3 Leitlinie empfohlene Strategien untersucht. Über vier Jahre werden 7600 Patienten rekrutiert und für mindestens 13 Jahre nachbeobachtet. Ziel war es eine Patientenaufklärungsstrategie und Materialien zu erarbeiten, die den betroffenen Männern ein hohes Maß an Information und Entscheidungsunterstützung bezüglich der Studienteilnahme bietet und dazu beiträgt, dass sich möglichst viele Männer präferenzbasiert (Ausschluss von max. 2 Optionen) randomisieren lassen.

Methoden: Für die Patientenaufklärung in der PREFERE-Studie wurde ein „Dreisäulen-Modell“ entwickelt: (1) Gesprächshilfen und Unterstützung der Arztinformation Vertrauensebene, (2) Patientenbroschüre mit Entscheidungshilfen Sachebene und (3) einem Patientenvideo emotionale Ebene. Auf der Grundlage einer Literaturrecherche zu Erklärungsmustern für RCT, Entscheidungshilfen und Informationen zu Prostatakrebs sowie des Studienprotokolls von PREFERE wurden alle Materialien erarbeitet und durch Laien- und Expertenfokusgruppen intensiv gestestet. Eine Kurzschulung für niedergelassene Urologen und Prüfzentren wurde ebenfalls entwickelt.

Diskussion: Um Patienten zur Teilnahme an RCT zu gewinnen, reichen Sachinformationen nicht aus. Patienten müssen sowohl auf der Sachebene als auch auf der emotionalen Ebene angesprochen und unterstützt werden. Die Informationsstrategie muss auch die Schulung und Unterstützung der Health Professionals in Bezug auf die Kommunikation klinischer Studien einschließen [10]. Wenn durch eine regelmäßige Befragung der rekrutierten Patienten im Rahmen der PREFERE-Studie der Nachweis zur Wirksamkeit des „Dreisäulen-Modells“ erbracht ist, kann diese Aufklärungsstrategie für jedes RCT angewendet werden.


Literatur

1.
Jenkins V. Describing randomisation: patients and the public‘s preferences with clinicians practice. British Journal of Cancer. 2002;87:854-8.
2.
Fallowfield L, et al. Clinicians Attitudes to Clinical Trials of Cancer Therapie. European Journal of Cancer. 1997;33(13):2221-9.
3.
Ford E, et al. Clinician’s attitudes toward clinical trials of cancer therapy. British Journal of Cancer. 2011;104:1535-43.
4.
Jenkins V. How Do Doctors Explain Randomised Clinical Trials to their Patients? European Journal of Cancer. 1999; 35(8):1187-93.
5.
Bevan EG, et al. Patient’s attitudes to participation in clinical trials. Br J Clin Pharmacol. 1993;35:204-207.
6.
Udrea G, et al. Patient’s perspectives and motivators to participate in clinical trials with novel therapies for rheumatoid arthritis. Journal of Medicine and Life. 2009;2(2):227-31.
7.
Fallowfield LJ, et al. Attitudes of Patients to Randomised Clinical Trials of Cancer Therapie. European Journal of Cancer. 1998;34(10):1554-9.
8.
Jenkins V. The attitudes of 1066 patients with cancer towards participation in randomised clinical trials. British Journal of Cancer. 2012;103:1801-7
9.
Behrendt C, et al. What do our patients understand about their trial participation? assessing patients understanding of their informed consent consultation about randomised clinical trials. J Med Ethics.2011;37:74-80.
10.
Goelz T, Wuensch A, Stubenrauch S, Ihorst G, de Figueiredo M, Bertz H, Wirsching M, Fritzsche K. Specific training program improves oncologists' palliative care communication skills in a randomized controlled trial. J Clin Oncol. 2011 Sep 1;29(25):3402-7. Epub 2011 Aug 8.