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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Strukturierte Erfassung und Dokumentation von Patienteneinwilligungen im Krankenhausinformationssystem

Meeting Abstract

  • Daniel Brucker - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Mithat Koca - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Gabriele Husmann - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Sandra Verena Klein - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Christian Brandts - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Hubert Serve - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.147

doi: 10.3205/13gmds245, urn:nbn:de:0183-13gmds2457

Published: August 27, 2013

© 2013 Brucker et al.
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Text

Einleitung: In Tumorzentren und großen Kliniken müssen Patienten neben den behandlungsbezogenen Aufklärungen eine Vielzahl von weiteren Einwilligungserklärungen unterschreiben, so z.B. für die Erlaubnis, bei OP anfallendes Gewebe in die für Forschungszwecke eingerichteten Biomaterialbanken aufzunehmen [1], oder im Rahmen der Tumordokumentation für die Erlaubnis, nach Entlassung des Patienten eine Nachbeobachtung (Follow-up) durchführen zu dürfen. Die Dokumentation der Aufklärung erfolgt dabei in Papierform. Nachteil einer reinen Papierdokumentation ist vor allem eine schlechte Verfügbarkeit dieser Information (meist nur zentral in der Krankenakte). Eine Erfassung im Krankenhausinformationssystem erscheint daher sinnvoll.

Material und Methoden: Das Universitätsklinikum Frankfurt am Main setzt seit dem Jahr 2002 ORBIS (Agfa Healthcare) als Krankenhausinformationssystem ein [2]. Sämtliche Untersuchungsbefunde, Krankenvisiten und Tumorkonferenzen werden elektronisch in der Krankengeschichte dokumentiert. Daneben erfolgt die zentrale Tumordokumentation in GTDS (Gießener Tumordokumentationssystem) [3], wobei hier sämtliche relevanten Informationen zum Krankheitsverlauf von vor Ort behandelten Tumorpatienten von Tumordokumentaren aus den Informationen der in ORBIS hinterlegten Krankengeschichte zentral und strukturiert dokumentiert werden. Es wurde in unserem Krankenhausinformationssystem ein Modul entwickelt, welches dem behandelnden Personal die Möglichkeit gibt, die Zustimmung oder Ablehnung eines Patienten zur Sammlung von Biomaterial, zum Follow-up, der Meldung an das Hessische Krebsregister und der Aufklärung über die Verfügbarkeit einer Psychoonkologischen Betreuung, zusätzlich zur Papierdokumentation zu hinterlegen. Dabei wird sowohl der Status der Aufklärung (wurde aufgeklärt) als auch das Ergebnis (Einwilligung oder Ablehnung) entweder von ärztlichen Mitarbeitern direkt oder später von den Tumordokumentaren, welche die unterschriebenen Einwilligungserklärungen aus den einzelnen Kliniken in regelmäßigen Abständen sammeln und dann zentral ablegen, eingetragen. Zudem besteht die Option, widerrufene Einwilligungen zu dokumentieren. Außerdem hat das Personal in dem Modul über eine Verlinkung zu den Aufklärungsbögen die Möglichkeit, diese unkompliziert vor Ort ausdrucken zu können. Zudem kann der behandelnde Arzt sich über den Aufklärungsstatus des Patienten sofort ein Bild machen. Ein zusätzlich entwickeltes Reporting-Tool ermöglicht dem zentralen Projektmanagement und der Tumordokumentation am UCT (Universitären Centrum für Tumorerkrankungen) schnellen Zugriff auf den Status der Einwilligung (z.B. vor der Herausgabe von Biomaterial für Forschungszwecke).

Ergebnisse: Mit Hilfe des Moduls zur digitalen Dokumentation der Aufklärungen zur Biobank, Tumordokumentation und Psychoonkologie konnten bisher (Stand: April 2013) 1932 Fälle erfasst werden. Darunter sind 1648 Einwilligungen zur Biobank und 1292 Einwilligungen zur Tumordokumentation denen nur 11 – respektive 13 Ablehnungen gegenüberstehen. Zur Meldung an das Hessische Krebsregister stimmten 1274 Patienten zu, wobei 7 Patienten ablehnten. Die zentrale, strukturierte Erfassung dieser Daten im Klinikinformationssystem ermöglicht einen schnellen Zugriff und ein umfassendes Reporting. Die Zustimmung zur Sammlung von Biomaterial kann automatisch in die Biobank Software übernommen und mit den Probendatensätzen gespeichert werden. Somit soll die versehentliche Verwendung von Proben ohne Zustimmung des Patienten zu Forschungszwecken wirkungsvoll unterbunden werden.

Diskussion: Die strukturierte Erfassung von Patienteneinverständnis im zentralen Klinikinformationssystem in Bereichen, die über den reinen Behandlungszusammenhang hinaus gehen, aber dennoch einer Aufklärung bedürfen, ermöglicht einen schnellen, dezentralen Zugriff auf diese Daten. Doppelaufklärungen sollen somit vermieden werden. Dies kann zu einer Entlastung von Patienten und Ärzten beitragen, welche aufgrund der Gesetzeslage in Deutschland zu vielen Einzelaufklärungen gezwungen sind. Daneben können die strukturierten Daten sehr gut für Abfragen und Leistungsberichte (z.B. bei Zertifizierungen) herangezogen werden.


Literatur

1.
Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zu Humanbiobanken für die Forschung vom 15. Juni 2010 und Nationaler Ethikrat 2004
2.
agfahealthcare. http://www.agfahealthcare.com External link
3.
GTDS. http://www.med.uni-giessen.de/akkk/gtds/ External link