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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Die segmentale antiperistaltische Dünndarminversion als Therapieoption beim marginalen Kurzdarmsyndrom

Meeting Abstract

  • Jennifer Merten - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster
  • Rudolf Mennigen - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster
  • Thorsten Vowinkel - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster
  • Emile Rijcken - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster
  • Norbert Senninger - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch065

doi: 10.3205/14dgch065, urn:nbn:de:0183-14dgch0659

Published: March 21, 2014

© 2014 Merten et al.
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Einleitung: Bei Unterschreiten einer kritischen Dünndarmlänge nach ausgedehnten Dünndarmverlusten kommt es zu einem Kurzdarmsyndrom, welches häufig trotz differenzierter Diät eine dauerhafte parenterale Ernährung und damit verbundene Komplikationsrisiken notwendig macht. Die Inversion eines kurzen Ileumsegmentes kann durch die Antiperistaltik potentiell eine Passagezeitverlängerung und eine Entwöhnung oder Reduktion von der parenteralen Ernährung ermöglichen.

Material und Methoden: Bei Patienten mit einem Kurzdarmsyndrom und vorhandenem Restdünndarm (idealerweise mehr als 100 cm), ständiger Abhängigkeit von parenteraler Ernährung und rezidivierenden Katheterkomplikationen wurde nach entsprechender Beratung eine segmentale Dünndarminversion durchgeführt. Dabei wurde ein ca. 10 cm langes gestieltes Segment des neoterminalen Ileums antiperistaltisch gedreht und durch zweifache End-zu-End Anastomose in der Kontinuität rekonstruiert.

Ergebnisse: Insgesamt drei Patienten wurden seit 06/2012 in unserer Klinik für eine segmentale Dünndarminversion selektioniert. Bei einem männlichen Patienten (44 Jahre) war es nach einer Hartmann-Operation 2004 bei Sigmadivertikulitis und anschließender Kontinuitätswiederherstellung zu rezidivierenden Ileusoperationen gekommen, es resultierte ein Restdünndarm von 100 cm. Der Patient litt unter ca. 40 dünnflüssigen Stuhlgängen täglich. Nach der Dünndarminversion 06/2012 konnte die parenterale Ernährung schrittweise reduziert und 12/2012 schließlich komplett abgesetzt werden. Die Stuhlfrequenz reduzierte sich auf 3-5 /Tag. Eine weitere Patientin (50 Jahre) mit Z.n. mesenterialer Ischämie und 130 cm Restdünndarm wurde 07/2013 komplikationslos operiert, auch hier resultierte eine Reduktion der Diarrhoen, die schrittweise Entwöhnung der parenteralen Therapie ist noch nicht abgeschlossen. Eine dritte Patientin (53 Jahre) mit massivem Adhäsionssitus und ca. 130 cm Restdünndarm wurde exploriert, die Dünndarminversion war aufgrund der ausgeprägten Adhäsionen aber technisch nicht durchführbar.

Schlussfolgerung: Die segmentale Dünndarminversion ist eine bislang wenig eingesetzte Therapieoption bei ausgewählten Patienten mit Kurzdarmsyndrom und ausreichend vorhandenem Restdünndarm und sollte bei diesen Patienten wegen der deutlich geringeren Risiken einer Dünndarmtransplantation vorgeschaltet werden.