Article
Freie und gestielten Lappenplastiken in der interdisziplinären Rekonstruktion allschichtiger Defekte des Neurocraniums
Search Medline for
Authors
Published: | March 21, 2014 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die interdisziplinäre Rekonstruktion bei allschichtigen Defekten des Neurocraniums stellt eine große interdisziplinäre Herausforderung dar, insbesondere bei voroperiertem und/oder vorbestrahltem Situs. Eine langfristig stabile Rekonstruktion ist hierbei häufig nur durch freie mikrochirurgische Lappenplastiken zu erzielen.
Material und Methoden: In einem Zeitraum von 3 Jahren (11-2009 – 11-2012, Mindestnachbeobachtungszeit 6 Monate) wurden insgesamt 14 Patienten (4 männl. / 10 weibl. Pat., Durchschnittsalter 64 J.) mit allschichtigen Defekten des Neurocraniums in der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik gemeinsam mit der Neurochirurgischen Klinik operiert. Hierfür wurden insgesamt 12 freie und 4 gestielte Lappen zur Defektdeckung transplantiert (1 Patient erhielt 2 freie + 1 gestielte Lappenplastik im Abstand von jeweils 1 Jahr). Als freie Lappenplastiken dienten in erster Linie Muskellappen (4x Rectus abdominis, 6x Latissimus dorsi), z.T. mit Perforator-basierter Monitorinsel, sowie Fasziokutanlappen (2x Radialislappen).
Ergebnisse: Bei nahezu allen PatientInnen konnte eine stabile Defektdeckung erreicht werden, bei 1 Patientem kam es zu einem Defektrezidiv. Es gab keine Lappenverluste. Bei einem Patienten musste nach ca. 1 Jahr an einer anderen Lokalisation eine 2. freie Lappenplastik und wiederum ca. 1 Jahr später eine zusätzliche Skalprotationslappenplastik durchgeführt werden, um einen neu aufgetretenen Subduralabszess an anderer Stelle zu decken. Von einer Rekonstruktion der knöchernen Anteile des Defektes wurde im interdisziplinären Konsens in Abwägung von Infektgefahr versus Schutz der intrakraniellen Organe bewusst Abstand genommen. Als arterielle Anschlussgefäße wurden v.a. die A. carotis externa (4x) sowie ihre cervikalen Endäste (3x A. thyreoidea sup. und 3x A.lingualis) sowie in 2 Fällen die A. temp. superficialis verwendet. Bei 2 Patientinnen mussten V. saphena magna-Transplantate als Ein- und Ausstrohmbahnverlängerung interponiert werden, um eine ausreichende Positionierung der Lappenplastik bis hochparietal zu erzielen.
Schlussfolgerung: In erster Linie ist eine enge Zusammenarbeit mit dem mitbehandelnden Neurochirurgen zur Sicherung einer hohen rekonstruktiven Qualität, die u.a. nur auf Basis radikaler Entfernung von nekrotischen Kalotten- und ggf. Duraanteilen sowie hiernach adäquatem Dura repair möglich ist, notwendig. In der Mehrzahl der durch uns operierten Fälle, die sich alle durch (z.T. multiple) intrakranielle Voroperationen, stattgehabte Strahlentherapien sowie bei den meisten PatientInnen bereits zuvor durchgeführte lokale Lappenplastiken auszeichneten, scheint eine Defektdeckung v.a. mit freien mikrochirurgischen Lappenplastiken eine langfristig stabile Ausheilung erzielen zu können.