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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Kolorektale Tumorchirurgie beim Hochbetagten

Meeting Abstract

  • Henry Ptok - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, An-Institut für Qualitätssicherung, Magdeburg
  • Frank Meyer - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg
  • Ingo Gastinger - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, An-Institut für Qualitätssicherung, Magdeburg
  • Hans Lippert - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch337

doi: 10.3205/14dgch337, urn:nbn:de:0183-14dgch3377

Published: March 21, 2014

© 2014 Ptok et al.
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Text

Einleitung: Ältere Patienten bilden besonders hinsichtlich der hohen Komorbidität in Kombination mit einer notwendigen Polypharmakatherapie und der unterschiedlichen Restlebenserwartung eine sehr heterogene Gruppe. Aufgrund der demographischen Entwicklung erlangt die Altersgruppe der über 80-Jährigen zunehmend Bedeutung für die onkologische Chirurgie, auch im Rahmen multimodaler Konzepte. Dabei sollte davon ausgegangen werden, dass für hochbetagte Patienten die Lebensqualität entscheidender ist als ein tumorfreies Überleben bzw. eine Lebensverlängerung. Voraussetzung dafür sind in Abhängigkeit von Tumorlokalisation, Tumorstadium und Dringlichkeit differenzierte Therapiekonzepte mit einem dem Patientenrisiko adaptierten Management.

Material und Methoden: Basierend auf den Daten der prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie „Qualitätssicherung Kolon/Rektum Karzinom (Primärtumor)“ wurden die Daten von 64.740 Patienten aus zwei Untersuchungszeiträumen (2000–2004; 2009–2011) analysiert und hinsichtlich des Einfluss des Alters auf die frühpostoperativen Ergebnisqualität und die onkologischen Langzeitresultate ausgewertet. Die erfassten Patienten wurden in den Altersgruppen I) <65 Jahre; II) 65−79 Jahre; III) ≥80 Jahre untersucht.

Ergebnisse: Der Anteil der Hochbetagten stieg im Vergleich der beiden Zeiträume (2000–2004 vs. 2009–2011) sowohl beim Kolonkarzinom (18,6% vs. 24,4%) als auch bei den Rektumkarzinomen (12,5% vs. 15,1%) an. Bei 70% der Patienten ≥80 Jahre erfolgte eine präoperative Risikoklassifizierung in ASA-III- und -IV-Stadien. Festzustellen waren hohe, altersunabhängige Resektionsraten bei Kolonkarzinomen, während bei den Rektumkarzinomen die Resektionsrate bei den ≥80-Jährigen signifikant niedriger lag. In der Altersgruppe ≥80 Jahre fand sich bei den Patienten mit einem Kolonkarzinom eine hohe Rate an Notfalloperationen wegen eines Ileus bei Tumorobstruktion verbunden mit einer Hospitalletalität in beiden untersuchten Zeiträumen von 18,8 bzw. 17,9%. Bei den ≥80-Jährigen mit einem Kolonkarzinom fanden sich mehr lokal fortgeschrittene Tumoren (T3/T4), aber weniger fernmetastasierte Karzinome. Hinsichtlich der alterskorrigierten tumorfreien 5-Jahres-Überlebensrate unterschieden sich die Hochbetagten mit Kolonkarzinom (UICC I–III) nicht von den jüngeren Patientengruppen.

Schlussfolgerung: Hochbetagte Patienten (≥80 Jahre) mit einem entsprechenden Risikoprofil sollten, ein adäquates perioperatives Management vorausgesetzt, nach den Standards der kolorektalen Tumorchirurgie operiert werden. Bei Notfalleingriffen (Kolonobstruktion) ist aufgrund der hohen postoperativen Morbidität und Letalität in der Gruppe der Hochbetagten ein differenziertes Vorgehen (Bridging-Verfahren, Diskontinuitäts- und limitierte Resektionen) indiziert.