Article
Die Prognose der kindlichen Anorexia nervosa – Ergebnisse einer multizentrischen 5–10-Jahres-Katamnese
Search Medline for
Authors
Published: | March 17, 2014 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: In den letzten Jahren wurde in mehreren europäischen Ländern ein deutlicher Anstieg in der Häufigkeit stationärer Behandlung bei kindlicher Anorexia nervosa (AN) beobachtet. Zum Heilungserfolg der kindlichen Form liegen lediglich sehr frühe Studien mit kleinen Fallzahlen und variabler Katamnesedauer vor; neuere Studien, die mehrere Behandlungszentren umfassen, sind nicht bekannt.
Methoden: Alle 65 Patienten (62 weibl., 3 männl.), die vor Abschluss des 14. Lebensjahres aufgrund einer AN, die die Kriterien nach DSM-IV erfüllte, in der Charité und den Universitätskliniken Aachen und Würzburg in den Jahren 1999 bis 2006 stationär behandelt wurden, konnten zur Teilnahme aufgefordert werden. Die mittlere Katamnesedauer betrug 7.5 Jahre. Zielkriterien waren die Essstörungsdiagnosen zum Katamnesezeitpunkt, andere psychische Erkrankungen und der Morgan & Russell-Outcome Score.
Ergebnisse: 53 Patienten (82%, 50 weibl., 3 männl. ) konnten erfasst werden; davon war eine Patientin an der Essstörung gestorben. Das Alter zum Katamnesezeitpunkt betrug im Mittel 20 Jahre. 35% wiesen einen guten Heilungserfolg, ca. 40% einen mittleren und ein Viertel einen schlechten Heilungserfolg auf. Ungefähr die Hälfte der nachuntersuchten Patientinnen litt weiterhin an einer Essstörung, etwas mehr als 40% an einer anderen psychischen Störung.
Schlussfolgerung: Im Vergleich zu Katamnesestudien bei adoleszenter Magersucht mit vergleichbarer Katamnesedauer und ähnlichen diagnostischen Instrumenten weisen kindliche Patienten eine deutlich schlechtere Prognose auf. Es erscheint dringend erforderlich, spezifische Behandlungsmethoden für die kindliche AN zu entwickeln.