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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Veränderungsmotivation bei jugendlichen Patientinnen mit Anorexia nervosa im Verlauf der stationären Behandlung

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess015

doi: 10.3205/14dgess015, urn:nbn:de:0183-14dgess0154

Published: March 17, 2014

© 2014 Bühren et al.
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Hintergrund: Die Veränderungsbereitschaft scheint bei Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN) ein wichtiger Prädiktor für die Prognose in Bezug auf Gewichtszunahme und Verbesserung der essstörungsspezifischen Psychopathologie zu sein. Besonders junge Patientinnen zeigen häufig eine geringe Motivation gesund zu werden und haben das Gefühl, gegen ihren Willen stationär aufgenommen worden zu sein. Daher erscheint eine bessere Kenntnis der Einflussfaktoren von Veränderungsmotivation und Wahrnehmung des Aufnahmeprozesses vorteilhaft, um den Behandlungserfolg positiv zu beeinflussen.

Methoden: Bei 40 Patientinnen im Alter von 10 bis 18 Jahren mit der Diagnose Anorexia nervosa nach DSM-IV wurde die Veränderungsmotivation anhand der deutschen Version des Anorexia Nervosa Stages of Change Questionnaire (ANSOCQ; Rieger et al, 2000, 2002) bei Aufnahme, nach neuen Wochen und bei Entlassung aus der stationären Behandlung erhoben. Die Wahrnehmung des Aufnahmeprozesses und der Notwendigkeit einer stationären Behandlung wurde anhand einer Selbstbeurteilungsskala nach Guarda (Guarda et al., 2007) untersucht. Außerdem wurden essstörungsspezifische Psychopathologie, depressive Symptomatik, body mass index (BMI) und der altersadaptierte BMI (%EBW) gemessen.

Ergebnisse: Jüngere Patientinnen erlebten die stationäre Aufnahme häufiger als Zwangsmaßnahme. Patientinnen mit einem niedrigeren altersadaptierten BMI und ausgeprägterer Essstörungspsychopathologie bei Aufnahme konnten die Notwendigkeit einer stationären Behandlung besser nachvollziehen. Niedriger altersadaptierter BMI und lange Krankheitsdauer waren mit einer größeren Veränderungsmotivation assoziiert, während eine ausgeprägtere Essstörungspsychopathologie mit einer geringeren Veränderungsmotivation verbunden war. Die Veränderungsmotivation stieg zwischen Aufnahme und Entlassung signifikant an. Patientinnen mit höherer Veränderungsmotivation zeigten eine schnellere Gewichtszunahme und dementsprechend eine kürzere Behandlungsdauer.

Schlussfolgerung: Die Veränderungsmotivation ist ein wichtiger prognostischer Faktor in Bezug auf Gewichtszunahme während der stationären Behandlung jugendlicher Patientinnen mit AN. Besonders Patientinnen mit höherem altersadaptiertem BMI bei Aufnahme und ausgeprägterer Essstörungspsychopathologie könnten von spezifischen therapeutischen Strategien zur Motivationsförderung profitieren.