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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Kognitive Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Anorexia nervosa

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess017

doi: 10.3205/14dgess017, urn:nbn:de:0183-14dgess0176

Published: March 17, 2014

© 2014 van Noort et al.
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Hintergrund: Erwachsene mit Anorexia nervosa (AN) zeigen leichte Beeinträchtigungen der kognitiven Flexibilität und zentralen Kohärenz, die auch nach Gewichtsrehabilitation bestehen bleiben (Lopez et al., 2008; Roberts et al., 2007). Diese Beeinträchtigungen werden als potentielle neuropsychologische Endophänotypen für AN diskutiert; sie spielen möglicherweise eine Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung der AN (Kanakam et al., 2013; Tenconi et al., 2010). Die späte Kindheit und frühe Adoleszenz stellen eine sensible Entwicklungsphase für kognitive Funktionen dar (Kalkut et al., 2009; Lenroot et al., 2006). Dementsprechend kann AN bei Kindern und Jugendlichen ernsthafte Folgen für die allgemeine Hirnentwicklung haben (Mainz et al., 2012). Ziel dieser Untersuchung ist es daher, kognitive Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen mit AN im Vergleich zu gesunden Kontrollprobandinnen darzustellen.

Methoden: Neunundfünfzig Patientinnen mit AN im Alter von 9 bis 18 Jahren (MAlter = 14,3 ± 2,3; MBMI-Perzentile = 5,0 ± 6,9) wurden mit dem „Ravello Profil“ (Rose et al., 2011; dt. van Noort et al., 2013) untersucht. Dieses beinhaltet neuropsychologische Tests um folgende kognitive Fähigkeiten zu erfassen: kognitive Flexibilität, zentrale Kohärenz, Planung, Inhibition und visuell-räumliches Langzeitgedächtnis. Zusätzlich wurden psychometrische Fragebögen zur Erfassung der Psychopathologie eingesetzt. Als Vergleichsgruppe wurden 54 altersparallelisierte, gesunde Kontrollprobandinnen (KG) mit den gleichen Verfahren untersucht. Zur statistischen Auswertung werden hierarchische Regressionsanalysen herangezogen.

Ergebnisse: AN und KG zeigen keine signifikanten Unterschiede in den verschiedenen neuropsychologischen Tests. Außerdem sind die Fähigkeiten zentrale Kohärenz, Inhibition und kognitive Flexibilität, sowohl bei KG als auch AN, mit zunehmendem Alter stärker ausgeprägt (β = .335, p < .001; β = -.613, p < .001; β = -.470, p < .001).

Schlussfolgerung: Insgesamt zeigen diese Befunde dass Kinder und Jugendliche mit AN ein altersentsprechendes kognitives Profil zeigen. Darüber hinaus scheint der Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten normal zu verlaufen. Die in der Literatur beschriebenen Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter entwickeln sich möglicherweise erst nach längerem Verlauf.