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Unterschiede in der Aktivität des Belohnungssystems bei Bulimie und ADHS
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Published: | March 17, 2014 |
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Hintergrund: Die Bedeutung von Veränderungen im Belohnungssystem wird derzeit nicht nur für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen sondern auch im Rahmen anderer psychischer Störungen diskutiert, wie z.B. bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Dabei ist es wichtig, zwischen Veränderungen der Belohnungsverarbeitung von unspezifischen und störungsspezifischen Reizen zu differenzieren. Welche Faktoren die Entwicklung und Veränderungen des Belohnungssystems beeinflussen, ist bislang jedoch nur unzureichend erforscht.
Methoden: In einer Serie von Verhaltens- und fMRT-Experimenten untersuchten wir den Einfluss von verschiedenen Belohnungsreizen (Geld, soziale Belohnung, essensbezogene Stimuli) auf die Inhibitionsfähigkeit bei gesunden Kindern und Jugendlichen sowie bei Jugendlichen mit ADHS und Bulimia nervosa (BN). Dabei kontrollierten wir für den Einfluss von Essverhalten, Gewicht und familiären Faktoren, wie z.B. expressed emotions.
Ergebnisse: Es zeigte sich, dass bei gesunden, normalgewichtigen Kindern schon im Grundschulalter Geld der stärkste Belohnungsreiz war im Vergleich zu sozialen Stimuli und Süßigkeiten, wohingegen Übergewicht und Unaufmerksamkeitssymptome mit einem stärkeren Ansprechen auf essensbezogene Belohnungsreize assoziiert war. Hohe mütterliche Kritik war mit einer generellen Reduktion der Modulierbarkeit der Inhibition durch Belohnung verbunden. Jugendliche mit BN und ADHS unterschieden sich nicht von Kontrollprobanden in ihrer allg. Inhibitionsfähigkeit, jedoch zeigten sie störungsspezifisch abweichende Modulationsmuster durch Belohnung. Auf neuronaler Ebene fand sich eine für BN spezifische Überaktivierung orbitofronto-limbischer Arealen in der essensbezogenen Belohnungsbedingung sowie eine für ADHS spezifische orbitofrontale Überaktivierung auf soziale Belohnungsreize. Störungsübergreifend zeigte sich eine fronto-striato-parietale Minderaktivierung in der Geldbedingung in beiden klinischen Gruppen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Verarbeitung von Belohnung im Rahmen von zahlreichen psychischen Störungen verändert ist, dass sich aber zu Grunde liegende Mechanismen durch den Vergleich spezifischer Belohnungsbedingungen bei verschiedenen Erkrankungen zunehmend besser charakterisieren lassen. Dies hat nicht nur wichtige Implikationen für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen, sondern kann neue Impulse für die Anpassung von Interventionsprogrammen liefern.