gms | German Medical Science

4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Persönlichkeitscluster bei extremer Adipositas

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Astrid Müller - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Laurence Claes - University of Leuven, Leuven, Belgien
  • Tom Wilderjans - University of Leuven, Leuven, Belgien
  • Martina de Zwaan - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess051

doi: 10.3205/14dgess051, urn:nbn:de:0183-14dgess0510

Published: March 17, 2014

© 2014 Müller et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Es wird davon ausgegangen, dass Personen mit Adipositas sich bezogen auf Temperamentsvariablen unterscheiden, was mit einer unterschiedlichen Ausprägung psychischer Symptome einhergehen kann.

Methoden: Mittels Fragebögen wurden Persönlichkeitsvariablen sowie Essstörungssymptome, Depressivität und ADHS-Symptome bei 156 Personen mit Adipositas (79% Adipositas Grad 3, 17% Grad 2, 4% Grad 1; 72% Frauen, Alter: MW=39,9; SD=11,4; Range 18–65 J.) erhoben. Binge-Eating-Störung (BES) und Impulskontrollstörungen wurden mit strukturierten Interviews erfasst. Zudem wurden folgende neurokognitive Tests durchgeführt: Iowa Gambling Task (IGT), Stroop Test und Labyrinthtest. Basierend auf der Effortful Control Subskala des Adult Temperament Questionnaires (ATQ-EC) und dem Behavioural Inhibition Scale/Behavioural Activation Scale-Fragebogen (BIS/BAS) wurden mit einer latenten Profilanalyse Temperamentscluster identifiziert und anhand der o.g. Fragebögen, Interviewdaten und Tests validiert.

Ergebnisse: Die latente Profilanalyse ergab 2 Cluster: Cluster 1 (n=88) mit niedrigen BIS/BAS und hohen ATQ-EC-Werten und Cluster 2 (n=68) mit geringen ATQ-EC und hohen BIS/BAS-Werten. In Cluster 1 wurden weniger Depressions-, ADHS- und Essstörungssymptome gemessen und seltener eine BES diagnostiziert (27% vs. 56%, p<0,001) als in Cluster 2. Hingegen ergaben sich keine signifikanten Gruppenunterschiede hinsichtlich Alter, Geschlecht, BMI und Prävalenz von Impulskontrollstörungen. Außerdem zeigte Cluster 2 eine schlechtere Performanz in einem der drei kognitiven Verhaltenstests (Labyrinthtest).

Schlussfolgerung: Während Cluster 2 eine höhere Psychopathologie zeigt, was für einen emotional dysregulierten adipösen Persönlichkeitstyp spricht, kann Cluster 1 als eine eher resiliente Subgruppe mit höherer Selbstkontrolle verstanden werden. Klinische Konsequenzen dieser postulierten unterschiedlichen Persönlichkeitsprofile werden diskutiert.