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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Detaillierte Beschreibung des Essverhaltens nach Adipositaschirurgie

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess095

doi: 10.3205/14dgess095, urn:nbn:de:0183-14dgess0956

Published: March 17, 2014

© 2014 Georgiadou et al.
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Hintergrund: Die Differenzierung zwischen „normalem“ und „pathologischem“ Essverhalten ist bei Patienten/innen nach einer Adipositaschirurgie erschwert, da sie ihre Essgewohnheiten in starkem Maße an die veränderte Anatomie anpassen müssen. Sie entwickeln ein Essverhalten, das durch eine konsequente Restriktion von Nahrungsmittelauswahl und -menge gekennzeichnet ist. Wenig ist bekannt über Geschwindigkeit, Hunger und Genuss der Nahrungsaufnahme. Große Nahrungsmengen können nicht mehr konsumiert werden, gleichwohl kann weiterhin ein Kontrollverlust bei der Nahrungsaufnahme auftreten („Loss-of-Control-Eating“) (LOC). Zudem sollte zwischen gewichtsbezogenem, mit dem Ziel der schnelleren Gewichtsabnahme oder Verhinderung einer Gewichtswiederzunahme, und nicht gewichtsbezogenem, z.B. aufgrund von plugging, Erbrechen differenziert werden.

Methoden: 50 Patienten/innen, im Durchschnitt 14,4 Monate (SD 3.6, von 9-28 Monaten) nach einer bariatrischen Operation (Roux-en-Y-Magenbypass) und mit einem Übergewichtsverlust von 75,9%, wurden mit einer für adipositaschirurgische Patienten modifizierten Version des Eating Disorder Examination Interviews (EDE-BSV) untersucht.

Ergebnisse: 57,1% der untersuchten Patienten empfanden bei der Nahrungsaufnahme mehr Genuss als vor der bariatrischen OP und 78% verspürten seit der Adipositaschirurgie weniger Hunger und gaben an, langsamer zu essen. LOC gaben 16% der Patienten/innen an. Gewichtsbezogenes, selbstinduziertes Erbrechen lag bei 2 Patienten (4%) vor, beide gaben auch LOC an. Bei 16 Patienten (32,4%) lag nicht gewichtsbezogenes, spontanes Erbrechen vor und 18,4 % gaben plugging an. Einzelne Patienten/innen gaben weitere kompensatorische Maßnahmen, z.B. exzessives Sporttreiben, mit dem Ziel der Gewichtskontrolle an.

Schlussfolgerung: Der Großteil der Patienten/innen gab an, die Nahrungsaufnahme nach der OP mehr zu genießen. Dennoch gab ein nicht zu vernachlässigender Prozentsatz von Patienten ein als pathologisch zu bewertendes Essverhalten an. Mit dem EDE-BSV Interview liegt ein Instrument zur operationalisierten Erfassung von postoperativem Essverhalten vor. Dessen Validität muss bei größeren Gruppen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach der Operation geprüft werden.