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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

CEUS zur Muskelperfusionsdiagnostik: Ein neues Frühdiagnostikum des Kompartmentsyndroms?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Richard Martin Sellei - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany
  • Hagen Andruszkow - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany
  • Sabine Jeromin - Helmholtz-Institut, Lehrstuhl für Medizintechnik, RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • Frauke Zimmermann - Helmholtz-Institut, Lehrstuhl für Medizintechnik, RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • Christian David Weber - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany
  • Philipp McCann - Gloucester Royal Hospital, Department of Orthopedic Trauma, Gloucestershire, United Kingdom
  • Frank Hildebrand - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany
  • Hans-Christoph Pape - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI52-264

doi: 10.3205/14dkou371, urn:nbn:de:0183-14dkou3712

Published: October 13, 2014

© 2014 Sellei et al.
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Text

Fragestellung: Die sichere Entscheidungsfindung für oder wider einer Fasziotomie im Fall eines akuten Kompartmentsyndroms ist bis heute, trotz klinischer Evaluation und apparativer Druckmessung, häufig eine Herausforderung. Die Machbarkeit einer Muskelperfusionsdiagnostik mit Hilfe von Ultrschallkontrastmittel (CEUS) soll in dieser Studie evaluiert werden.

Methodik: An gesunden Probanden wird die Muskelperfusionskinematik des m. tibialis anterior in Ruhe (Kontrollgruppe) und unter Simulation einer temporären Minderperfusion nach Wiger et al. analysiert. Mit Hilfe der intravenösen Injektion von 2,5 ml Ultraschallkontrastmittel (Schwefelhexaflourid-Emulsion) wird ein streng intravasales US-Signal detektiert, das die Makro- und Mirkozirkulation des Muskels visualisiert. Die softwaregestützte Kurvenanalyse der Perfusion errechnet charakteristische Parameter, u.a. die Zeit zum Perfusionsmaximum (time-to-peak) oder die Differenz der Anflutung zwischen der art. tibialis anterior und der Muskelperipherie (delta-time-to-arrival).

Die Ergebnisse wurden statistisch mit dem gepaarten Wilcoxon-Test ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Acht gesunde und freiwillige männliche Probanden (Alter 21-37a) wurden nach Prüfung durch die Ethikkommission eingeschlossen. Die Perfusionsdynamik, dargestellt durch das time-to-peak, ergab in der Kontrollgruppe einen durchschnittlichen Wert von 36,04s (SD ±2,57). Die Untersuchungsgruppe mit Simulation eines Kompartmentsyndroms ergab einen Durchschnittswert von 50,32s (SD ±9,17) mit einer statistisch hochsignifikanten Verzögerung (p=0.015). Die Bewertung des delta-time-toarrival zeigte einen hochsignifikanten Unterschied (p=0.008) bei Werten in der Kontrollgruppe von 2,48s (SD ±2,57) und in der Untersuchungsgruppe von 6,48s (SD ±2,01).

Die visuelle und kurvenanalytische Bewertung der Muskelperfusion mit Hilfe von Ultraschallkontrastmittel zeigt in unserer Studie verwertbare Parameter, die sich zur Frühdiagnostik eines drohenden oder akuten Kompartmentsyndroms zu eignen scheinen. Erst die klinische Applikation dieser neuen Technik wird zeigen können, ob sich hiermit eine relevante Entscheidungshilfe im Alltag des Chirurgen ergibt. Sollte sich hierdurch die Zeit bis zur Indikationsstellung der Fasziotomie in unsicheren Fällen reduzieren lassen, wäre die Ultraschallkontrastmittelsonographie trotz der Kosten ein wertvolles Diagnostikum.