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GMS Mitteilungen aus der AWMF

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)

ISSN 1860-4269

Zum Tode von Prof. Dr. Karl-Heinz Vosteen

Mitteilung

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GMS Mitt AWMF 2009;6:Doc22

doi: 10.3205/awmf000195, urn:nbn:de:0183-awmf0001950

Received: October 29, 2009
Published: November 4, 2009

© 2009 Müller.
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Zusammenfassung

Am 19. Oktober 2009 verstarb in Hamburg der Ehrenpräsident der AWMF, Prof. Dr. med. Karl-Heinz Vosteen, im Alter von 84 Jahren.


Text

Prof. Dr. med. Karl-Heinz Vosteen [Abb. 1] wurde am 25. Januar 1925 in Hamburg geboren. Er wollte nach seinem Medizinstudium (Examen 1948) zunächst Pathologe werden und begann seine Assistenzzeit bei dem Hamburger Pathologen Siegfried Graeff. Eine Formalinallergie zwang ihn 1952 seine Pläne zu ändern. Er wechselte an die von Prof. Dr. Otto Steurer geführte HNO-Klinik am Hamburger Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Neben einer klinischen, insbesondere tumorchirurgischen Ausbildung widmete er sich der Innenohr-Grundlagenforschung. Vosteen habilitierte bereits 1958. Er trug durch seine Forschung in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich zum heutigen Verständnis des Flüssigkeits- und Elektrolytaustausches im Innenohr bei.

1962 wurde Prof. Vosteen zum Chefarzt am Krankenhaus St. Georg in Hamburg berufen. Bereits 1966 folgte er einem Ruf an den Lehrstuhl des Fachgebietes an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er baute ein wissenschaftliches Mitarbeiterteam auf, welches schwerpunktmäßig die Tumorforschung und die Innenohrforschung vorantrieb. 1977 folgte er dem Ruf an den Lehrstuhl für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Universität Düsseldorf, wo er seine wissenschaftliche und ärztliche Arbeit bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1990 fortführte. 1978 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie.

Von 1975 - 1978 gehörte Prof. Vosteen als Schriftführer erstmals dem Präsidium der AWMF an. Nach einer erkrankungsbedingten Unterbrechung wurde er von 1981 - 1985 als stellvertretender Präsident ins AWMF-Präsidium gewählt, ehe er 1985 in der Nachfolge von Prof. Hans Kuhlendahl das Amt des Präsidenten der AWMF antrat, das er bis 1991 inne hatte. Die Delegiertenkonferenz der AWMF ernannte ihn 1991 nach der Übergabe des Präsidentenamtes an Prof. Reinauer in Würdigung seiner Verdienste zum Ehrenpräsidenten der AWMF.

In seiner Amtszeit und unter seiner Leitung als Präsident begann die AWMF auf Empfehlung des Sachverständigenrates der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen mit der Koordinierung der Entwicklung ärztlicher Leitlinien durch die Fachgesellschaften. Prof. Vosteen baute 1985 mit der Gründung der Geschäftsstelle in Düsseldorf erstmals eine eigene Infrastruktur der AWMF auf. Prof. Vosteen widmete sich als Anwalt der AWMF-Mitgliedsgesellshaften intensiv der Weiterentwicklung der Muster-Weiterbildungsordnung bei der Bundesärztekammer und etablierte die AWMF als kompetenten Gesprächspartner in Fragen der medizinischen Ausbildung. Er leitete während der Zeit seiner Präsidentschaft auch den von Prof. Kuhlendahl 1975 gegründeten Arbeitskreis "Ärzte und Juristen" der AWMF und brachte mit diplomatischem Geschick und scharfem Verstand die Verständigung der Vertreter der Jurisprudenz und der wissenschaftlichen Medizin voran.

Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften in- und ausländischer Fachgesellschaften, internationale Preise und Auszeichnungen (z. B. "Orden der Aufgehenden Sonne" des japanischen Kaisers für sein Engagement bei der Fortbildung japanischer Gastärzte in Frankfurt und Düsseldorf) sind Ausdruck seiner klinischen und wissenschaftlichen Lebensleistung. 2006 erhielt Vosteen noch das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Nach seiner Emeritierung widmete sich Vosteen intensiv der Hamburger Gesundheitspolitik. Im Auftrage des Senates trieb er die strukturelle Reform des Universitätsklinikums Eppendorf voran, reformierte und straffte als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Instituts für Schifffahrtsmedizin und des hafenärztlichen Dienstes diese Institutionen.

Die AWMF verliert mit Prof. Vosteen nicht nur einen Ehrenpräsidenten, sondern einen stets klar und vorausschauend denkenden, klugen und erfahrenen Berater und einen guten Freund. Die AWMF verabschiedet sich in tiefer Trauer und wird Prof. Dr. Karl-Heinz Vosteen stets ein ehrendes und dankbares Gedenken bewahren.