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GMS Current Posters in Otorhinolaryngology - Head and Neck Surgery

German Society of Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery (DGHNOKHC)

ISSN 1865-1038

Nicht Neoplasie sondern Tuberkulose – wenn gewohnte Algorithmen versagen

Poster Infektiologie / Hygiene

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  • corresponding author Sonja Spahn - HNO-Klinik Klinikum Darmstadt, Darmstadt
  • Ingo Ott - Klinik Klinikum Darmstadt, Darmstadt
  • Christoph Lange - Medizinische Klinik Leibniz-Zentrum Borstel, Borstel
  • Gerald Baier - HNO-Klinik Klinikum Darmstadt, Darmstadt

GMS Curr Posters Otorhinolaryngol Head Neck Surg 2017;13:Doc258

doi: 10.3205/cpo001812, urn:nbn:de:0183-cpo0018128

Published: April 26, 2017

© 2017 Spahn et al.
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Zusammenfassung

Einleitung: Persistierende, einseitige Paukenergüsse mit ipsilateraler, cervikaler LK-Vergrößerung lassen an Entzündungen und Tumore denken. Die Tuberkulose stellt eine Differenzialdiagnose dar.

Fallbericht: Ein 38-jähriger Mann mit protrahiertem Krankheitsverlauf bei Paukenerguss links und initial unauffälligem Nasenrachenraum entwickelte ein Jahr nach Erstvorstellung eine derbe Halsschwellung links. Kernspintomographisch zeigten sich ein LK-Konglomerat der Level II und V sowie ein malignitätsverdächtiger Prozess der Schädelbasis links mit Verlegung der Tuba eustachii. Unter hochgradigem Neoplasieverdacht erfolgte die Panendoskopie und Neck dissection. Durch den Nachweis von mykobakterieller DNA wurde die Diagnose einer LK-Tuberkulose gestellt. Eine pulmonale Beteiligung wurde ausgeschlossen. Es wurde eine tuberkulostatische Therapie eingeleitet. Unter dieser entwickelte der Patient einen Retropharyngealabszess, welcher auch der Tuberkulose zugeordnet werden konnte.

Diskussion: 20% aller Tuberkulosefälle in Deutschland manifestieren sich extrapulmonal, ca. die Hälfte davon in Lymphknoten, vorzugsweise cervikal. Somit ist die Manifestation im Kopf-Hals-Bereich eher atypisch und sollte aber in Zeiten zunehmender Patientenmigration auch bei eindeutigem Neoplasieverdacht differentialdiagnostisch bedacht werden. Bei unklarem Entstehungsmechanismus wird unter anderem eine Primärinfektion mit Eintrittspforte im Bereich des Pharynx diskutiert. Die Diagnosesicherung und damit die Abgrenzung zu einer Neoplasie werden nicht selten erst durch ein operatives Vorgehen möglich und häufig mittels PCR gestellt. Wie in unserem Fall zeigt sich in ca. 30% der Fälle unter der tuberkulostatischen Therapie ein Befundprogress. Auch dann ist das chirurgische Vorgehen eine oft notwendige Option.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.