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Laut Statistik für das Jahr 2013 bestand das Netzwerk der medizinischen Bibliotheken in der Ukraine aus insgesamt 816 Bibliotheken:

• Bibliothek der Nationalen Medizinischen Universität, Kiew
• 23 regionale akademische medizinische Bibliotheken
• Bibliothek der Crimea State Medical University
• 19 Universitätsbibliotheken
• 41 Institutsbibliotheken
• 104 Bibliotheken an Fachschulen
• Mehr als 650 Krankenhausbibliotheken

Aufgrund der schwierigen politischen Situation in der Ukraine verringerte sich die Anzahl der medizinischen Bibliotheken im Jahr 2014 um 116 Bibliotheken. Heute gibt es nur 700 Bibliotheken, mit insgesamt 1.745 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Gesamtbestand der ukrainischen medizinischen Bibliotheken beträgt 22.187.010 Bände.

Alle medizinischen Bibliotheken nehmen am Staatsprojekt „Organisation der medizinischen Ukrainika – Fonds im Rahmen der dokumentarischen Erinnerung Ukraine” teil und gehören zum Ukrainischen Bibliotheksverband (ULA). Im November 2013 wurde eine Sektion der medizinischen Bibliotheken im Ukrainischen Bibliotheksverband gegründet. Eine führende Rolle in diesem Gremium nimmt die Bibliothek der Nationalen Medizinischen Universität, Kiew ein, die als zentrale Stelle des Netzwerkes der medizinischen Bibliotheken der Ukraine fungiert. Die Sektion der Medizinbibliotheken im Ukrainischen Bibliotheksverband ist auch aktive Teilnehmerin am Projekt „Bibliobrücke“ – Partnerschaft (IREX, USAID), das Bibliothekarinnen und Bibliothekaren fachliche Fortbildungen bietet. Zudem findet jährlich eine Fachkonferenz medizinischer Bibliotheken in verschiedenen Städten der Ukraine statt.

In der Ukraine gibt es 19 medizinische Universitätsbibliotheken, die dem Gesundheitsministerium untergeordnet sind – zu deren ältesten zählen die Bibliotheken der Medizinischen Universitäten von:

• Kiew (1881)
• Saporischschja (1903)
• Charkiw (1920)
• Odessa (1920)
• Winnyzja (1921)
• Lwiw (1940)
• Czernowitz (1944)
• Ternopil (1957)

Die 19 staatlichen Universitätsbibliotheken bilden mit ihren 518 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großes medizinbibliothekarisches Netzwerk, das gemeinsam über 9 Millionen Bände verwaltet und jährlich einen Bestandszuwachs von etwa 90.000 Bänden verzeichnet (Tabelle 1 [Tab. 1]).

In den vergangenen Jahren wurde das Hochschulwesen in der Ukraine reformiert. An den Universitäten gibt es zwei Ausbildungsformen: eine kostenlose Ausbildung (mittels Stipendium) und eine Vollkostenausbildung, wenn Studierende für ihre Ausbildung selbst aufkommen müssen.

Vor der Reform basierte die Neuerwerbung in den Unibibliotheken auf folgender Regel: pro Studienplatz ein Lehr-/Handbuch, heute gibt es nur mehr ein Lehrbuch für drei Studienplätze. Ziel ist es, die Universitätsbibliotheken mit gedruckten und/oder elektronischen Ausgaben der Lehrbücher in allen Basisfächern aller Module auszustatten.

Das ukrainische Gesundheitsministeriums stellt eine Reihe von Anforderungen an die Universitätsbibliotheken, die auch die nationalen Universitätsrankings beeinflussen, hierbei wird von staatlicher Seite ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung von Ukrainika gelegt. Von den Universitätsbibliotheken sind Statistiken über den Anteil der Lehr- und Handbücher in ukrainischer Sprache, der Veröffentlichungen der letzten fünf Jahre sowie über den Anteil an staatlich approbierten Lehrbüchern zu führen. Trotz der jährlichen Erhöhung des Ankaufsbudgets deckt dies die Teuerung nicht ab, was zu einer steten Verringerung der Neuerwerbungen führt.

Erhebungen der UB-Charkiw ergaben, dass die durchschnittlichen Kosten für ein Lehrbuch 2010 bei 102 UAH, 2011 bei 122 UAH, 2012 bei 139 UAH, 2013 bei 162 UAH und im Jahr 2014 etwa bei 300 bis 400 UAH betrugen. Heute liegen die Kosten pro Lehrbuch etwa bei 900 bis 1.400 UAH.

Die Lehrbücher an den Universitätsbibliotheken sind hauptsächlich auf Ukrainisch, seltener in russischer Sprache. Pro Semester bekommen die Studenten für 1–3 Kurse 15–20 Lehrbücher. Ausländische Studierende verwenden die Lehrbücher von amerikanischen oder anderen westlichen Verlagen oder Übersetzungen ukrainischer Autoren.

Der Bibliotheksbestand der medizinischen Universitäten setzt sich nicht nur aus Lehr-/Handbüchern, wissenschaftliche Literatur und Periodika zusammen, sondern ist wesentlich breiter gefächert, wie folgende Beispiele der Medizinischen Universitäten in Kiew und Odessa veranschaulichen sollen.

Nationale Medizinische Universität, Kiew:

• Lehrbücher: 303.961 Bände
• wissenschaftliche Monografien (Medizin): 248.834 Bände
• wissenschaftliche Literatur (verwandte Fächer): 72.965 Bände
• Periodika (ukrainische): 12.450 Bände
• Periodika (fremdsprachig): 6.458 Bände
• andere Literatur: 41.491 Bände

Medizinische Universität Odessa:

• Lehrbücher: 223.700 Bände
• wissenschaftliche Monografien: 487.700 Bände
• Dissertationen u. Universitätsschriften: 39.400 Bände
• andere Literatur: 49.940 Bände

2016 wurde eine Content-Analyse von Web-Ressourcen an den medizinischen Universitätsbibliotheken durchgeführt. Für die Analyse von Web-Ressourcen in den Bibliotheken wurden folgende Kriterien herangezogen:

1.

Location der Website

2.

Einfache Websitebedienung

3.

Grafisches Websitedesign

4.

Navigationsstruktur

5.

Inhalt

6.

Nachrichten, Ankündigungen

7.

Online-Dienstleistungen

8.

Verfügbarkeit von Fremdsprachen

9.

Elektronischer Katalog, Repository

10.

Externer Link

Die Web-Ressourcen, die Informationen über die medizinischen Universitäten in der Ukraine bereitstellen, können nach Art der Ressource, Autonomie und dem Charakter in zwei Kategorien geteilt werden:

1.

Informationen der Bibliothek auf der universitären Website

2.

Individuelle Web-Präsenz der Bibliothek

Acht Bibliotheken haben ihre eigenen Websites, fünf sind in einem separaten Abschnitt auf der Uni-Website präsentiert, vier haben eine eigene Seite mit Informationen über die Bibliothek auf der Website der Universität und nur zwei wissenschaftliche Bibliotheken haben keine verfügbaren Online-Informationen.

Die Websites werden in der Regel von den Universitätsbibliotheken gehostet und eigenständig mit Inhalten gefüllt. Zumeist wird ein Template-Design verwendet, in dem nur einige der Elemente, Farben und Bilder geändert werden können, so dass sie nicht immer den Regeln der Web-Ästhetik entsprechen. Es wäre sehr wünschenswert, wenn die Websites Online-Dienste bieten würden, aber nur zwei Bibliotheken nutzen diese Möglichkeiten. Einige Bibliotheken haben eine E-Mail-Adresse zur Registrierung von Dienstleistungen und einige stellen überhaupt keine Onlineleistungen zur Verfügung (Tabelle 2 [Tab. 2]).

Im Rahmen der Analyse wurde festgestellt, dass der Großteil der ukrainischen Universitätsbibliotheken Web-Ressourcen gut nützt. Die Websites erfüllen ihre Informationsfunktionen, bieten Zugang zu den elektronischen Katalogen und ermöglichen die Suche nach Fachliteratur in den Bibliotheken. Auch soziale Netzwerke werden als wichtiges Kommunikationsmittel zwischen den medizinische Bibliotheken und ihren Leserinnen und Lesern genützt [1], [2].

• Erforschung der Geschichte der Medizinischen Universität:
  Im Jahre 2009 wurde zwischen der Universitätsbibliothek der Lwiwer Nationalen Medizinischen Danylo-Halytzkj-Universität und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ein Projekt gestartet, dessen Ziel die Erforschung und Aufarbeitung des Wissenstransfers auf den Gebieten Medizin, Pharmazie und anderen naturwissenschaftlichen Fächern zwischen den Kronländern der Österreich-Ungarischen Monarchie ist [3].
• Gesamtkatalog der medizinischen Literatur 17.–20. Jh.:
  Dieses medizinhistorische Projekt betreibt die Erstellung eines gemeinsamen Gesamtkataloges der historischen, medizinischen Bestände der Lwiwer Universitäten: der Nationalen Iwan-Franko Universität, der Nationalen Medizinischen Danylo-Halytzkj-Universität und der Nationalen Stepan Gzhytskyi Universität für Veterinärmedizin und Biotechnologie
• BenutzerInnenbefragung:
  Seit 2012 führen die Universitätsbibliotheken jedes Jahr eine Online-BenutzerInnenbefragung durch.
• Museum der menschlichen Krankheiten:
  Das im Jahre 1896 von Prof. Aandriy Obzhut (1851–1910) gegründete Museum, ist ebenfalls Teil der Universitätsbibliothek. Es besteht aus fünf Abteilungen und beherbergt unter anderem eine historische Sammlung von Büchern zur pathologische Anatomie, Fachzeitschriften und Monographien aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sowie einer Sammlung von 86.567 Obduktionsprotokollen für den Zeitraum von 1896 bis 2012. Diese Protokolle wurden auf Deutsch, Polnisch, Russisch oder Ukrainisch ausgefertigt. Ein Teil der Protokolle ist handgeschrieben, ein anderer Teil ist mit der Maschine getippt (Abbildung 1 [Abb. 1]).

• „Die Welt in Kinderhänden“:
  Dieses karitative Projekt der Universitätsbibliothek unterstützt die Kinder der Onkologischen Klinik des AKH Charkiw.
• „Bibliothek und Studenten: Dialog“:
  Dieses Gemeinschaftsprojekt der Universitätsbibliothek und des Universitätsrates führte eine Umfrage zum Thema „Plagiat“ unter den Studierenden durch.
• „Bibliotheken und Gesellschaft: Bewegung in Zeit und Raum“:
  Diese Onlineplattform der Universitätsbibliothek bietet die Möglichkeit, interessante Fundstücke und Kuriosa aus dem bibliothekarischen Alltag zu publizieren. Dieses Projekt wird von fast allen ukrainischen Universitätsbibliotheken unterstützt (Abbildung 2 [Abb. 2], Abbildung 3 [Abb. 3], Abbildung 4 [Abb. 4]).

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.